Grauenhafte Welt, in der sich alle gegenseitig anlügen

Zur Glaubwürdigkeit der politischen Klasse:

Es verwundert mich sehr, dass sich der Aufschrei über den erschummelten Doktortitel von Herrn zu Guttenberg so in Grenzen hält. Haben wir uns inzwischen so daran gewöhnt, dass uns Politiker die Unwahrheit sagen und es nur noch um den eigenen Vorteil und um Klüngel geht? Nehmen wir Wahlversprechen gar nicht mehr ernst, sondern tun sie direkt als Lüge ab? Ich erlaube mir, dazu aus einem Roman von Maj Sjöwall und Per Wahlöö, die Urmutter und der Urvater des schwedischen Krimis, zu zitieren. Bekannt sind beide durch die Fernsehfilme "Kommissar Beck". Ihr Buch "Die Terroristen" ist in Schweden 1975 erschienen. Das Problem ist also gar nicht so neu. Lediglich von der Konsequenz, die der Politiker in diesem Buch erlebt, möchte ich mich distanzieren.

"Nein, bestätigte Rebecca, alle lügen. Es ist grauenhaft, in einer Welt zu leben, in der sich alle gegenseitig anlügen. Aber alle glauben ja, lügen zu müssen, um in diesem Leben durchzukommen, und wenn diejenigen, die am meisten zu sagen haben und anderen Anweisungen geben können, was sie zu tun haben, am allermeisten lügen, dann muss es wohl so werden. Wie kann ein Mensch, der ein Schurke und Betrüger ist, ganz oben sitzen und über ein ganzes Land bestimmen? Denn das war er. Ein gemeiner Betrüger. Nicht, dass ich glaube, dass der, der jetzt an seine Stelle tritt, auch nur einen Deut besser wird, so dumm bin ich nicht, aber ich wollte all denen, die da sitzen und regieren und bestimmen, zeigen, dass sie die Leute nicht pausenlos betrügen können. Ich glaube, dass viele Menschen ganz genau wissen, dass sie belogen und betrogen werden, aber die meisten sind zu bequem oder zu ängstlich, um etwas zu sagen. Es hilft übrigens nicht, sich zu beklagen oder zu protestieren, diejenigen, die die Macht haben, interessiert das gar nicht. Die kümmern sich um nichts anderes als um ihre eigene Karriere, und wie es den normalen Mitbürgern geht, ist ihnen völlig egal."

Ich ziehe die Konsequenz, dass ich bei Wahlen mein Kreuz bei der Partei mache, bei der ich glaube, nicht belogen zu werden. Und wenn ich mich dann getäuscht habe, dann kommt das Kreuz eben bei der nächsten Wahl an eine andere Stelle. Irgendwann erwische ich die Richtigen. Ich bin ja Optimist.

Kurt Vegelahn, Lissendorf

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