Grenzenlose Geldgier

Zum Artikel "Diäten sollen nochmals kräftig steigen" (TV vom 7. Mai):

Nach der erst im November letzten Jahres beschlossenen Diätenerhöhung um neun Prozent in zwei Schüben genehmigen sich unsere sogenannten Volksvertreter nun schon wieder einen kräftigen Schluck aus der Pulle. Gerechtfertigt wird die neuerliche Begehrlichkeit mit dem Tarifabschluss im öffentlichen Dienst. Bei den diversen Nullrunden im öffentlichen Dienst - vornehmlich bei der Beamtenschaft - beteiligten sich die Volksvertreter in der jüngsten Vergangenheit nicht. Nun aber, da es mal wieder etwas zu verteilen gibt, erklärt man sich solidarisch und springt auf den Zug auf. Zudem meiden die Politiker jede Debatte um Kürzungen ihrer in Rekordzeit zu erreichenden luxuriösen Altersversorgung wie der Teufel das Weihwasser. Sie verteidigen die durch ihre Selbstbedienungsmentalität erworbenen Privilegien geradezu hysterisch vor Kürzungen, die sie aber permanent von allen anderen abverlangen. Von den 614 Abgeordneten sind die meisten an ihrem Arbeitsplatz - sprich dem Plenarsaal - überhaupt nicht zu finden, weil sie "anderweitig beschäftigt" sind. Der riesige Saal wirkt bei Debatten wie verwaist. Eine Ausnahme gibt es aber doch, und zwar dann, wenn über die eigenen Diäten abgestimmt wird. Dann ist der Saal zum Bersten gefüllt.Neben einer Grunddiät von 7350 Euro erhält jeder Abgeordnete mannigfaltige Zuwendungen, welche sein monatliches Einkommen auf über 14 000 Euro schrauben. Durch weitere lukrative Nebenjobs in der Wirtschaft erhöhen die Abgeordneten ihr Salär beträchtlich. Statt Schlips und Kragen sollten sie im Bundestag Trikots tragen, mit den Logos der Firmen, von denen sie bezahlt werden. Um Konflikte zu vermeiden, könnte auch gleich die Kontonummer des Politikers auf dem Rücken gut lesbar angebracht sein. Auch brauchen sich die Abgeordneten wegen ihrer grenzenlosen Geldgier nicht mehr um die Politikverdrossenheit ihrer Wähler zu sorgen. Die meisten Deutschen sind über dieses Stadium der Verdrossenheit schon längst hinaus. Übrig bleiben nur noch Ekel und Wut!Reimund Weichsel, Wallendorf politiker

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