Grenzt an Kannibalismus

Wer wird beim Blick in das von Krankheit gezeichnete Gesicht des Michael J. Fox nicht berührt? Wer möchte schon einem anderen, weniger bekannten Parkinsonkranken eine wirksame Therapie versagen? Doch es gilt hier, in mehreren Punkten zu differenzieren.

Muss man auf den bisher erfolglosen, aber weiterhin so vieles "versprechenden" Embryonenverbrauch zurückgreifen? Außerdem ist die moderne Embryologie ganz eindeutig: Der Embryo ist Mensch vom Zeitpunkt der Befruchtung an. Wer die vorgegebene Menschenwürde bei ihm missachtet und ihn als Biomaterial - in embryonalen Stammzellen - verbraucht, verletzt die ethische Grundregel des gleichen Lebensrechts für alle. Ist das nicht die Tür zu weiteren Relativierungen dieses Rechts - Stichwort: "unwertes Leben" - und zu einer neuen Sklaverei, die, wie einige Ärzte urteilen, in diesem Fall an Kannibalismus grenzt? Zudem gibt es faktische Gegengründe: Embryonale Stammzellen führen zu Tumorbildungen im Kopf, wie frühere Therapieversuche an schwedischen Patienten und jüngst wieder eine Tier-Studie zeigten. Es gilt, mit allen ethisch vertretbaren (!) Mitteln zu helfen: verbessert-kombinierter systemischer beziehungsweise lokaler Medikation für die Dopaminproduktion; "Tiefenhirnstimulation" mittels Hirnschrittmachern (Mannheimer Studie) mit verfeinerter operativer Technik; psychagogischem (pädagogisch-therapeutischem) Beistand; menschlicher Nähe; adulter Stammzelltherapie, welche sich - eher unspektakulär - in der medizinischen Praxis bereits bei über 160 anderen Krankheitsbildern als effektiv erwiesen hat und ethisch unstrittig ist. Dr. med. Maria Overdick-Gulden, Trier

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