Große Bauchschmerzen

Zum Leserbrief "Gleichbehandlung für die Mosel" (TV vom 14./15. August):

In seinem Leserbrief glaubt Dr. Schnitzius aus Traben-Trarbach, eine Lanze für die Mosel brechen zu können, indem er auf die kürzlich erfolgte Zustimmung der Unesco zur Mittelrheinbrücke verweist.

Er fordert von der Unesco Gleichbehandlung ein und verlangt, dass die Kommission in Paris auch für den Hochmoselübergang grünes Licht gibt.

Herr Schnitzius verkennt allerdings die grundsätzlichen Unterschiede zwischen diesen beiden Fällen: Die Unesco hat der Brücke bei St. Goar nur mit "großen Bauchschmerzen" zugestimmt.

Ihr ist bewusst, dass sie mit dieser Entscheidung ihre Glaubwürdigkeit als moralische Instanz beim Welterbeschutz aufs Spiel setzt, so Professor Petzet von der Icomos, dem wichtigsten Beratergremium der Welterbe-Kommission.

Sie hat sich zu der Zustimmung einzig und allein durchgerungen, weil sie den Willen der weit überwiegenden Mehrheit im Mittelrheintal respektiert, die bislang auf 80 Flusskilometer einzig und allein auf Fähren angewiesen sind. Es war also die Rücksicht auf die Menschen im Tal, die zu diesem höchst strittigen Akt führte.

Genau dies ist der entscheidende Unterschied zur Mosel: Hier im Tal überwiegen, beweis- und belegbar, für die ansässige Bevölkerung die Nachteile eines solchen Monumentalbaus. Den Nutzen hätten - wenn dieses Projekt denn überhaupt irgendwelche Vorteile aufweisen würde - so gut wie ausschließlich auswärtige Industriebetriebe und, natürlich, Baukonzerne wie Hochtief, Strabag & Co.

Dies weiß auch die Unesco. Sie wird eine Hochmoselbrücke deshalb nicht tolerieren und der Mosel, sollte die Brücke gebaut werden, den Welterbestatus verweigern.

Helmut Körlings, Traben-Trarbach

Hochmoselübergang

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