Grotesk und realitätsfern

Theater

Zum Artikel "Karl Sibelius zieht Bilanz" (TV vom 27. Juni):
Jetzt wissen wir es endlich! Der Generalintendant Karl M. Sibelius war für das Desaster am Theater nicht verantwortlich. Nein, er war das Opfer! Verantwortlich waren die Wählerstimmen heischenden Politiker, die angstvollen "Leute", die schlafenden Controller, die vielen tollen neuen Leute, die er selbst mitgebracht hat, die unflexible Verwaltung und das Orchester, das seinen Generalmusikdirektor unterstützt hat und nicht bereit war, sich langfristig selbst abzuschaffen.
Sie alle haben den Paradiesvogel auf dem Gewissen. Und ihr schlechtes Gewissen haben sie mit einer 300 000-Euro-Spende an den Generalintendanten erleichtert.
Er war ein guter Intendant, der vielleicht nur zu viel auf einmal wollte. Und in 13 Monaten kann man so viel Geld gar nicht ausgeben, deshalb stimmt die Höhe des Defizits auch nicht! Das ist die Essenz seiner Bilanz! Eigentlich sollte einem ein solch groteskes Beispiel einer offensichtlichen Realitätsbildung keine Reaktion entlocken, wäre da nicht die Verärgerung darüber, dass der TV dieser völlig realitätsfernen Klage unkommentiert eine halbe Seite einräumt.
Gerd Dahm
Trier

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