Hässliche Wortprägung

Zum Interview "Der Papst sollte über seinen Schatten springen" (TV vom 25./26. August):

Zu diesem Interview möchte ich einige Bemerkungen machen: Es erschließt sich beim ersten Lesen kaum. Das Engagement des Priesters Stefan Hippler gegen Aids in Afrika beeindruckt zunächst. Man kann sein Eintreten für die kirchliche Freigabe von Kondomen verstehen, soweit er infizierte Ehepartner im Blick hat. Bei näherem Hinsehen erkennt man dann aber, dass er diese Freigabe mindestens für Afrika allgemein verstanden wissen will, um "Menschen zu schützen und das Problem damit zu beseitigen". Er spricht von einer "Zwischenlösung", einer "oikonomia", bis die Kirche "eine bessere Antwort hat". Weiterhin fallen dann Sätze auf wie "Ich wünsche, dass er (der Papst) anerkennt, dass das Problem der Millionen Aids-Toten jährlich existiert… Das führt zwangsläufig zu der Frage, ob das, was wir heute lehren, immer noch relevant ist für die konkrete Situation." Hier wird der Wunsch nach einer Öffnung der kirchlichen Sexualmoral ins Allgemeine geweitet, ein liberaleres Sexualverständnis gefordert. Von daher schwindet dann auch das Zutrauen in das Ziel einer Zwischenlösung, ganz abgesehen davon, dass aufgegebene moralische Grenzen kaum je wiederzugewinnen sind. Bemerkenswert ist die Aussage, viele Afrikaner hörten auf das, was ihre "Leader" sagen, der Pfarrer, der Bischof. Soll deren Botschaft in Zukunft eine Ermutigung zum Kondomgebrauch sein? Welche Enttäuschung für die Gläubigen! (Die Nichtchristen dürften sich ja doch von der kirchlichen Position kaum gestört fühlen!)Herr Hippler nennt sein Konzept eine "Aids-Theologie für Afrika". Mir ist noch selten so eine hässliche Wortprägung begegnet. Ob sie den "intelligenten Theologen" Benedikt XVI. beeindrucken wird?Gisela Steinbach, Trier katholische kirche

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