Halleluja, Hosianna!

Halleluja, die Konstantin-Basilika erhält eine neue Orgel, den lieben Gott wird's freuen, noch mehr musikalisch unterhalten zu werden. Die Himmel rühmen mit den Erzengeln und Engeln angesichts solch großzügiger finanzieller Zusagen des Landes und der Stadt, und das Hochjauchzen der evangelischen Kirchengemeinde wird kein Ende nehmen.

Ja, ja, es geschehen immer wieder Zeichen und Wunder, wenn es darum geht, dem Herrn unserem Gott ein würdiges Ständchen darzubringen. Dafür genügt nun mal eine kleine Schuke-Orgel nicht, auch wenn sie noch von ausgezeichneter Klangqualität ist, wie die Experten behaupten. Der Raum braucht eine große Lösung, so argumentieren diese Experten und führen vordergründig das Fehlen eines Instrumentes für die romantisch-sinfonische Literatur an. Spätestens hier lässt man die Katze aus dem Sack, indem nunmehr offenkundig wird, warum eine große Orgel installiert werden soll: in erster Linie als konzertantes Instrument, das hinterher dann reiselustige Orgelfreunde in Heerscharen zur Basilika pilgern lässt. Die eigentliche Aufgabe einer Orgel, nämlich der Gestaltung des Gottesdienstes zu dienen, ist dann zur Nebensache geworden. Die Kirche wird zum Konzertsaal umfunktioniert. Nein, das kann nicht Gott gewollt sein, also nix mit Halleluja und Hosianna. So geht das nicht. Lasst die Kirche Kirche sein. Konzerte gehören in einen Konzertsaal, wo ja auch berechtigterweise Eintritt erhoben wird. Wie soll in unserer heutigen Zeit eigentlich noch Verständnis für den christlichen Glauben aufkommen, wenn auf der anderen Seite aus Mangel an finanziellen Mitteln Umstrukturierungen vorgenommen werden müssen, sogar Personal abgebaut wird? Verwunderlich ist die finanzielle Unterstützung des Landes und der Stadt, welche großzügig mit nicht vorhandenem Kapital den Kauf einer großen Orgel ermöglichen wollen. Man könnte meinen, finanziell sei bei Land und Stadt alles paletti, aber weit gefehlt. In den Schulen werden die Toiletten und auf den Straßen wird der Belag immer maroder. Stadt und Land juckt das herzlich wenig. Hierfür ist kein Geld da, heißt es zumeist lapidar. Hans Mertes, Trier

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