Saubraten Ein attraktives Aushängeschild?

Säubrennerkirmes

Zum Artikel „Stadt reagiert auf Kritik am Saubraten“ vom 17. August schreibt Heike Löwentraut:

Zur Tragweite des Themas Fleischkonsum und der Ignoranz gegenüber veränderter Tatsachen in der Tierhaltung: „Die Fleischindustrie ist eine der ökologisch zerstörerischsten Industrien auf unserer Erde. Für die Aufzucht und das Schlachten von Schweinen, Kühen, Schafen, Truthähnen und Hühnern bedarf es nicht nur enormer Landflächen und Wassermengen, sie trägt auch mehr zum Ausstoß von Treibhausgasen bei als die gesamte Automobilindustrie.“ (Paul Watson, kanadischer Gründer der Sea Shepherd Conservation Society, *1950).

Saatgut -, Futtermittelkonzerne sowie Herbizid- und Pestizidhersteller sind dabei die Hauptgewinner, während Wälder abgeholzt, Böden ausgelaugt und Menschen in ihrer Existenz eingeschränkt oder gar bedroht werden. Die globalen Zusammenhänge sind gerade beim Fleischkonsum immens. Da klingt Herrn Rodenkirchs Fazit ein bisschen kurzsichtig: „Wir alle haben das Glück in einer Stadt und in einem Land zu leben, in dem wir uns selbst entfalten können, solange wir andere nicht gefährden, beeinträchtigen oder verletzen.“ Und schließen wir weiterhin die Tiere als Mitgeschöpfe aus? 96 Prozent der rund 27,8 Millionen Schweine in Deutschland fristen ein kurzes Leben auf Betonspaltenböden, auf einer Bodenfläche zwischen 0,75 und  1,5 Quadratmetern, Muttersäue werden in Kastenständen über Wochen bis zur Hälfte ihres Lebens fixiert, Ferkel erleiden in den ersten Tagen betäubungsloses Abschleifen der Eckzähne und Verkürzen der Schwänze, männliche Ferkel eine betäubungslose Kastration. Dazu kommt eine hohe Sterblichkeitsrate durch Totgeburten oder nicht überlebensfähigen Ferkeln. Hohe Hormongaben belasten die Tiergesundheit und gelangen zusammen mit Antiobiotika über die Gülle in Böden und Grundwasser, Zoonosen (Virenerkrankungen) in Mastanlagen erfordern Notschlachtungen Tausender Tiere, lange Fahrten in mehrstöckigen Viehtransportern …

Und wer das alles als Nichtigkeit ansieht, kann ja beim Schlachthof Simon arbeiten, dort gibt es eine Reihe Jobangebote. Vielleicht da, wo die noch lebendigen Schweine in Empfang genommen werden, bevor sie vergast und an den Beinen zusammengebunden hochgezogen werden. Erst mal noch ohne Feuer, aber dieses Bild sehen einige, bestimmt nicht alle Wittlicher, als attraktives Aushängeschild.

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