Herkunft und Anspruch

Zur Guttenberg-Affäre:

Der Kommentar des Cochemer Bundestagsabgeordneten Peter Bleser zum Rücktritt von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg deklassiert ihn, ähnlich wie andere Politiker aus CDU/CSU nebst Bundeskanzlerin.

Es ist geradezu bemitleidenswert, wie sie versuchen, mit beschönigender Wortwahl ("Nichtbeachten von Zitierrichtlinien" und "etwaiger Fehler bei seiner Doktorarbeit") an einem vermeintlichen Politstar festzuhalten.

Gerne sonnte man sich im Glanze des Medien- und Publikumslieblings zu Guttenberg, der Inkarnation des Guten und Ehrlichen. Da wird auch mal die Moral hintan gestellt oder gar zweigeteilt und damit das landläufige Vorurteil über Politiker bestens bedient.

Sie gesellen sich damit in die Reihen der Wählerschaft, die sich durch die "Hofpresse" der Guttenbergs zu einer Art neo völkischen Patriotismus erziehen ließen ("Zeit online"). Selbst sein viel zu später Rücktritt, mit einer für mich unerträglich peinlichen Rede ohne angemessenes Verantwortungsgefühl, wird noch als heroische Tat verklärt.

Man kann einen Menschen nicht verstehen, wenn man seine Herkunft nicht kennt.

Karl-Theodor zu Guttenberg, mit dem Anspruch aufgewachsen, Elite zu sein, aber mit schwieriger Kindheit, der den Auftrag, einen alten Namen zu tragen, wohl eher wie eine Last empfindet, wollte den Doktortitel mit allen Mitteln nach unvollendeter Berufsausbildung als Zeugnis einer eigenen Individualität.

Ich wünsche zu Guttenberg die Zeit, um über den falschen Umgang seines Fehlverhaltens nachzudenken, und künftig mehr Demut.

Sollte das gelingen, hätten wir dann zwar einen Politiker weniger, dafür aber einen besseren Menschen gewonnen.

Udo Casparby, Irmenach

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