Heuschrecken-Futter

Zur geplanten Schließung des Nokia-Werkes in Bochum:

Der Weggang eines Arbeitgebers wie Nokia ist sicher ein schwerer Verlust für eine Region. Von Seiten der deutschen Politik vernimmt man jetzt Beschimpfungen gegen diesen Konzern, wobei die Finnen sich an jene Verträge gehalten haben, die durch eben diese Politik möglich gemacht wurden. Warum soll ein ausländischer Konzern soziale Pflichten in unserem Land übernehmen, wenn gleichzeitig deutsche (gesunde) Unternehmen nach Osteuropa oder Fernost umsiedeln und sich damit ihrer sozialen Verantwortung im eigenen Land entziehen beziehungsweise andere Wirtschaftsräume stärken? Wie kann die Regierung in dieser Debatte glaubwürdig sein, wenn mit Hilfe von deutschen Steuergeldern auf EU-Basis eben solche Wirtschaftsräume erschlossen werden? Die Zeiten eines fürsorglichen Firmendirektors wie Alfred Krupp, der eine Betriebsrente, Betriebskrankenhäuser und Schulen für seine Mitarbeiter eingeführt hat, sind vorbei. Wir leben in einer globalisierten Welt, in der dort produziert wird, wo das meiste "Heuschrecken-Futter" zu erwarten ist. Allerdings wird sich dieses Problem irgendwann von alleine lösen, da diejenigen, denen man vorher die Arbeit weggenommen hat, sich die Produkte nicht mehr leisten können, die nun von Arbeitern hergestellt werden, für die diese aufgrund ihres Billigverdienstes ohnehin unerschwinglich sind. Kai Willems, Abuja/Nigeria wirtschaft

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