Straßenbau Historische Chance vertan

Zur Berichterstattung über die Hochmoselbrücke, insbesondere zum Artikel „Gute Fahrt“ (TV vom 22. November), schreiben Paul Adams und Jörg Stein:

Die Mittelmoselbrücke bei Zeltingen-Rachtig ist rein technisch eine große Leistung, zweifelsfrei. Aber was bleibt bei näherer Betrachtung? Die Baukosten mit einer halben Milliarde Euro, wie die Brücke in schwindelnder Höhe. Die Landschaft hat keine Aufwertung erfahren, und kein Wanderer und kein Radfahrer kann vom Hunsrück in die Eifel diesen Weg nehmen und dabei die Sicht auf die Mosel genießen. Ist das ein Grund zum Feiern?

Dabei wäre bei etwas gutem Willen und Flexibilität eine einmalige Attraktion im Moseltal möglich gewesen. Die Brücke insgesamt niedriger gebaut und als Hängebrücke mit abendlicher Anstrahlung ausgeführt hätte die Probleme mit dem Rutschhang gelöst und obendrein eine einmalige touristische Attraktion geschaffen mit möglicherweise niedrigeren Kosten. Leider wurde hier eine historische Chance vertan, weil man nicht bereit war, das selbst auferlegte Korsett der ursprünglichen Planung immer wieder zu hinterfragen, ob die Jahrzehnte alten Überlegungen noch zeitgemäß sind.

Paul Adams, Bernkastel-Kues

Die Berufs-Claqueure waren angetreten und zollten den Eingriffen in die Natur ihren Beifall.

Alles honorige Menschen, ohne Arg, intelligent, die Leistungsträger und Opportunisten der Gesellschaft, die Fortschrittsgläubigen. Ja, die Vertreter der Mehrheit der Brot-und-Spiele-Gesellschaft. Malu Dreyer suchte noch ein vermittelndes Wort, aber auch sie steckt in Zwängen.

Die Natur hat keine Lobby. Wozu auch, an ihr darf sich jeder bedienen, der sich Profit verspricht, oder Ansehen oder fragwürdige Reputation. Das ist eben der Faktor Mensch, und der macht sich die Erde untertan. Das Thema ist länger als die Brücke, denn die Summe der Eingriffe in unsere Erde wird auch den Berufsoptimisten, eher aber ihren Nachkommen, noch schwere Lasten aufbürden.

Zum Schluss aber den Segen durch einen Kleriker zu erbitten? Vater unser im Himmel! Dieser Segen ist an Zynismus schwer zu überbieten.

Dies schreibt ein Lobbyist von Käfer, Vogel und Halm und nicht ein vom Betonfetischismus Gebeutelter.

Jörg Stein, Ornithologe, Lötzbeuren

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