Hochmoselübergang

Zum Artikel "Wein gedeiht auch im Schatten der Brücke" (TV vom 21. November):

Der Tenor des Artikels suggeriert, nicht der brutale Bau einer Riesenbrücke mitten durch ein wertvolles Naherholungsgebiet sei schädlich, sondern die Warnung vor diesem Eingriff. Denkt man diesen Gedanken zu Ende, läuft das auf Zensur, auf einen Maulkorb für Kritiker des Projektes hinaus. Darf man Uralt- Beschlüsse, auf undurchsichtiger und längst überholter Grundlage getroffen, nicht mehr hinterfragen? Es ist im Übrigen unklar, von welchem Schaden für die Mosel die Herren der Untermosel da fabulieren. Wurde etwa irgendein Moselwein in den USA in diesem Zusammenhang ausgelistet? Ist der Absatz irgendeines Mosel-Weingutes dort zusammengebrochen? Im Gegenteil, die Mosel boomt im Ausland. Und besonders die Kreszenzen von der Mittelmosel rund um den bedrohten Moselsporn sind stärker nachgefragt als selten zuvor. Plus 23 Prozent laut IHK! Sind das Schäden durch unsere "Kampagne"? Manchem Weinfreund wurde vielleicht erst durch die Kritik von Hugh Johnson und anderen an diesem größenwahnsinnigen Bauprojekt bewusst, dass es eine Mosel gibt und welch einzigartige Weine hier wachsen. Der Vergleich der Winninger Brücke mit der Hochmoselbrücke ist in jeder Hinsicht schief und unbrauchbar. Die Winninger ist viel kleiner, liegt versteckt und ramponiert nicht die Lateralwasserströme. Vor allem aber wird sie gebraucht: Im Gegensatz zu der nun wirklich wichtigen und viel befahrenen Nord-Süd-Magistrate A 61 mit fast 50 000 Fahrzeugen pro Tag handelt es sich bei der B 50neu um eine längst überholte Militärstraßenplanung aus den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, deren Bedarf und Nutzen für heute in keiner Weise nachgewiesen ist. Für die gezählten 2000 Autos zwischen Wittlich und Morbach diese Rampe bauen zu wollen, ist angesichts leerer Kassen und Rekordverschuldung lächerlich und gemahnt an südeuropäische Zustände. Die im Artikel prognostizierten 25 000 Fahrzeuge pro Tag für das Jahr 2025 sind reine Fantasiezahlen, die keiner seriösen Betrachtung standhalten und sogar von der Bundesregierung kürzlich halbiert wurden. Und was ist, wenn der Hahn ganz abstürzt oder der Euro kollabiert, und der Bau storniert werden muss? Dann steht ein halbfertiges Betonmonster hier im Tal und vergrault unsere Gäste. Wer morgen noch mobil sein will, muss heute vordringlich in den Erhalt der bestehenden Straßen und Brücken investieren. Stattdessen werden Unsummen geliehener Gelder in Becks Protzprojekte versenkt. Rudolf Trossen, Kinheim-Kindel

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