Hochzeit ohne Sinn

Zum Artikel "Funkstille im Milchland" (TV vom 17. Februar):

Redakteur Heribert Waschbüsch versucht, die Lage bei den beiden heimischen Molkereien objektiv zu analysieren. Leider kennt er aber offenbar nicht alle Hintergründe.

Die Hochwald-Molkerei wirbt massiv um die Milch-Union Hocheifel (Muh), möchte diese gerne "heiraten" und reagiert sehr nervös auf die abwartende Haltung der Muh. Wie schade, mag der Außenstehende sagen, denn das sieht doch alles so einfach aus. Aus zwei mach eins, und schon haben wir eine tolle Molkerei. Eine Meinung, der sich auch gerne Vertreter von Politik und Verbänden anschließen, obwohl sie es von außen nicht beurteilen können.

Als Vertreter der Milch-Union Hocheifel und Eifeler Landwirt sehe ich die Sache etwas anders: Unsere Molkerei hat sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich weiterentwickelt. In Pronsfeld steht einer der modernsten Betriebe der europäischen Milchindustrie. Die Führung des Unternehmens hat mit uns in den letzten Monaten eine klare Zukunftsstrategie eingehend analysiert und diskutiert. Die große Mehrzahl der Mitglieder steht hinter dieser Strategie und trägt diese voll und ganz mit.

Wie aus den Bilanzen der vergangenen Jahre ersichtlich, hat das Unternehmen mit Hauptsitz in Thalfang in den vergangenen Jahren in Relation zu Umsatz und Betriebsgröße viel weniger investiert. An acht Standorten produziert Hochwald seine Produkte, an vielen dieser Standorte müsste investiert werden. Das macht deutlich, warum Hochwald einen starken Partner braucht.

Wir Muh-Landwirte, die in den vergangenen 20 Jahren den Aufbau unserer Molkerei finanziert haben, sind nicht begeistert, wenn wir jetzt auch noch den Investitionsstau von Hochwald finanzieren sollen.

Erforderliche Umstrukturierungen inklusive Standortschließungen würden uns erst einmal viel Geld kosten. Und dass Fusionen nicht das Allheilmittel sind, hat die Geschichte oft gezeigt.

Zusammenschlüsse werden gefordert, damit die Molkereien der Macht des Handels stärker gegenüberstehen. Sicherlich ist das kein falscher Ansatz, aber nur dann, wenn es wirklich Sinn macht. Im Fall von Hochwald und Muh macht es für uns Muh-Landwirte ganz sicher keinen Sinn.

Wilhelm Noesges, Oberweiler

MILCHWIRTSCHAFT

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