Höchste Begeisterung, tiefste Verdammnis

Zum Artikel "Gnadenstoß für die Antikenfestspiele" (TV vom 2. Dezember):

"Gnadenstoß für die Antikenfestspiele", "Tiefpunkt", "schwerste Stunde". Das sind die starken Worte zu der Absage der Spiele 2009 durch den Stadtvorstand.

Dazu "donnert" der frühere Intendant, die politisch Verantwortlichen sollten zur Rechenschaft gezogen werden.

Besser als dieser Theaterdonner und eine Hetzjagd auf Stadtvorständler ist eine besonnene Analyse der Entwicklung und der Lage. Und die sieht so aus: Die Stadt ist arm wie nie zuvor. Im Jahr 1998 belief sich das Budget der Festspiele auf rund eine Million D-Mark.

Wenig später überzog der damalige Intendant das Budget sechsstellig. Hildegard Berens, René Kollo und Elke Sommer waren eben teuer. Niemand hat ihn zur Rechenschaft gezogen, so wie er das jetzt für andere fordert.

Im Gegenteil: Zahlreiche Sponsoren haben ihm die präsentierte Opulenz erleichtert. Man denke nur an die herrliche Ausstattungs-Operette "Orpheus in der Unterwelt" im Jahre 2001. Mit dieser Großzügigkeit ist in der Wirtschaftskrise absolut Schluss. Kein Intendant und kein städtischer Politiker würde künftig eine auch nur geringe Überschreitung des Etats überstehen. Und die droht ja schon bei den ungedeckten Kosten der Zuschauertribüne.

Müssen wir deshalb für die Antikenfestspiele alle Hoffnung fahren lassen? Keineswegs! Beim Theater ist der Weg zwischen höchster Begeisterung und tiefster Verdammnis sehr kurz.

Vor vier Monaten noch gab es von jedem Besucher der Nabucco-Inszenierung nur Lob und Anerkennung. Die "Zeitschrift für Musiktheater" schrieb am 26. Juni 2008 von einer "fulminanten Leistung", "überzeugender Arbeit", "einer hochkonzentrierten Verdi-Interpretation" und als Krönung über die Hauptdarstellerin Vera Wenkert, "die mit unglaublicher Präsenz, hohem Sinn für Dramatik und einer grandiosen Singleistung, einer Stimme voller Dynamik und Erotik die Abigaille gab." Und Frau Wenkert hat ebenso wie die anderen ausdrucksschönen Sängerinnen keinen Cent zusätzlich gekostet.

Es geht also doch!

Katrin Braun-Hülsmann, Trier

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