Gesundheit Hört auf zu meckern!

Zur Berichterstattung über die Corona-Pandemie, insbesondere zur Impfkampagne schreiben Christa Beucher, Manfred Böhm, Jürgen Teusch, Wilfried Steffes, Wolfgang Müller und Heidi Hoffmann:

Die anhaltende Kritik an der Organisation der Corona-Schutzimpfungen veranlasst mich, im Alter von 84 Jahren meinen ersten Leserbrief zu schreiben, um über meine Erfahrungen mit der Schutzimpfung zu berichten. Am 4. Januar habe ich – mit der Hilfe meiner Kinder – das Online-Formular ausgefüllt. Bereits zwei Tage später erhielt ich die Termine für beide Impfungen. Der erste Termin fand statt eine Woche nach Übermittlung des Online-Formulars. Im Impfzentrum Wittlich war das gesamte Prozedere perfekt organisiert. Die Ärzte vor Ort haben gut verständlich über etwaige Impfrisiken aufgeklärt. Alles fand in einer recht entspannten Atmosphäre statt. Die Impfung selbst habe ich sehr gut vertragen. Als älterer Mensch ist man auf Hilfe Dritter angewiesen – ich kann diese jetzt sehr viel sorgenfreier in Anspruch nehmen, weil ich mich einfach besser geschützt fühle.

Ich hoffe sehr, dass alle möglichst schnell ein Impfangebot erhalten und diejenigen, die sich impfen lassen können, das auch in Anspruch nehmen. Statt sich ständig über alles zu beschweren, sollten wir dankbar sein, dass sich alle Verantwortlichen so intensiv bemühen, die Impfungen möglichst schnell für alle zu ermöglichen. Hört also auf mit dem Gemeckere und sagt – wie ich – einfach mal: Danke!

Christa Beucher, Bernkastel-Wehlen

Es scheint, als ob den politisch Verantwortlichen im Kampf gegen die Corona-Pandemie langsam die guten Ideen ausgehen. So wird mal wieder heftig über die Idee des bayerischen „Königs Markus“ debattiert, der eine Impfpflicht für das Pflegepersonal in Heimen fordert. Zuvor sollte man doch lieber erst einmal fragen, warum gerade diese Menschen, die in einem durch die Pandemie besonders gefährdeten Bereich arbeiten, sich offensichtlich in großer Zahl nicht impfen lassen wollen oder eine Impfung zumindest skeptisch sehen? Eine Berufsgruppe, die seit langem – auch ohne Corona – als unterbezahlt und überlastet gilt und sich trotzdem aufopferungsvoll und mit großer Verantwortung um die ältesten und meist hilfebedürftigen Menschen kümmert.

Wie wäre es denn mit einer Impfprämie? Damit könnte jede Pflegekraft belohnt werden, die sich impfen lässt und damit über das Übliche hinaus Verantwortungsbewusstsein beweist. Am Geld kann es nicht liegen, wenn zum Beispiel Corona-Sonderzahlungen im Gießkannenprinzip auch dort gezahlt wurden und werden, wo man weder zusätzliche Leistungen erbracht noch finanzielle Einbußen erlitten hat. Es ist nur so eine Idee, aber mit etwas mehr Kreativität könnten auch Politiker darauf kommen.

Manfred Böhm, Schalkenmehren

Ja, es ist einfach zu kritisieren, doch wer sich in ein Amt wählen lässt, muss sich schon der Kritik im Hinblick auf seine Leistungen beziehungsweise Entscheidungen stellen. Welche politischen Entscheidungen in der Vergangenheit waren eigentlich erfolgreich im Hinblick auf die Bekämpfung der Corona-Pandemie? Irgendwie hat man das Gefühl, es handelt sich nur um Entscheidungs-Stückwerk. Immer ein bisschen mehr, aber tatsächlich ohne Erfolg. Ein deutsches Institut hat relativ schnell einen Impfstoff entwickelt, der aber jetzt vorne und hinten fehlt. Die Infrastruktur für das Impfen könnte ein Mehrfaches leisten. Bei der Betrachtung der Alten- und Pflegeheime sucht man vergebens kluge und erfolgreiche Strategien und Maßnahmen, um die Ältesten zu schützen, mit der Ausnahme Tübingen, vielleicht auch andere.

Eine gut funktionierende digitale Infrastruktur für den Heim-Unterricht der Schüler scheint auch nicht vorhanden. Volle Schulbusse sind ebenfalls kein erfolgreiches Konzept gegen Corona, ebenso wenig wie volle Betriebskantinen. Ein Datenaustausch zwischen RKI und den Gesundheitsämtern, um die Infektionszahlen berufsspezifisch zu ermitteln, findet wegen der „heiligen Kuh Datenschutz“ nicht statt. Zigtausende von bestellten FFP2-Masken konnten gleich, weil fehlerhaft, in den Schredder. Dem medial gut dargestellten politischen Corona-Management steht bei Betrachtung des Infektionsgeschehens und der Zahl der Todesfälle eine andere Realität entgegen. Sollte als letztes Mittel der knallharte Lockdown angeordnet werden, ist aber sicherzustellen, dass kein Virus mehr ins Land geschleppt wird. Das lustige Reisen muss dann ein Ende haben, sonst könnten alle Anstrengungen umsonst gewesen sein. Und die Debatte, wie wir dann nach der großen Impfwelle miteinander umgehen, muss geführt werden. Kaum vorstellbar, dass die große geimpfte Mehrheit weiterhin auf ihre Grundrechte verzichten muss, weil sich eine Minderheit von rund zehn Prozent der Schutzimpfung verweigert. Das wird sicher eine spannende Diskussion. Ein Wegducken der Politik ist dabei nicht angebracht, sondern klare Entscheidungen.

Jürgen Teusch, Wittlich

Leider wird im Moment viel zu viel über die Risiken einer Impfung als über die Chancen des freien Lebens gesprochen. Getrieben wird die Impfskepsis von der Angst vor eventuellen Nebenwirkungen. Insbesondere die schnelle Entwicklungszeit der verschiedenen Impfstoffe stimmt viele Menschen skeptisch. Doch wie groß ist die Gefahr eines Impfschadens generell? Wer haftet in einem solchen Fall? Wie häufig kommen Impfschäden vor? Impfschäden treten sehr selten auf. Circa 200 Fälle gab es zuletzt jährlich in Deutschland, hiervon werden tatsächlich nur 15 Prozent als Impfschaden anerkannt.

Impfschäden sind nur sehr schwer nachweisbar. Viele Gesundheitsbeeinträchtigungen haben auch andere Gründe. Haftungstechnisch kommen unter anderem das betreffende Bundesland, der behandelnde Arzt oder der sogenannte pharmazeutische Unternehmer, sprich der Inhaber der Zulassung für das entsprechende Medikament, in Betracht. Beim behandelnden Arzt geht es beispielsweise um die Frage, welche Aufklärungspflichten bestehen und ob diese tatsächlich wahrgenommen wurden. Üblicherweise muss der Impfling in einem ärztlichen Gespräch sowohl über Risiken als auch Alternativen aufgeklärt werden: Welche Risiken sind bekannt, beispielsweise aus der Erprobung, welche Kenntnisse bestehen noch nicht? Weisen unterschiedliche Impfstoffe unterschiedliche Risiken auf, könnte auch eine Aufklärungspflicht diesbezüglich angenommen werden, damit der Impfling entscheiden kann, welchen Impfstoff er erhalten möchte. Hier ergeben sich diverse haftungsrechtliche Anknüpfungspunkte.

Die staatliche Entschädigung wird bei Vorliegen der nachzuweisenden Voraussetzungen in Form einer Rente gewährt, die circa die Hälfte des ursprünglichen Einkommens beträgt. Auch hier entsteht also eine erhebliche Deckungslücke. Die Haftung nach dem Arzneimittelgesetz ist beschränkt auf 600 000 Euro oder alternativ 36 000 Euro Rente jährlich. Sind mehrere Personen durch das gleiche Mittel beschädigt, sind es 120 Millionen Euro bzw. ein Gesamtrentenbetrag von 7,2 Millionen Euro jährlich. Solche Beträge können bei Massenschäden schnell erreicht werden. Eine private Unfallversicherungsvorsorge und das Haftungsregime schließen einander nicht aus, sondern ergänzen sich sinnvoll. Dabei dürfte ein Anspruch aus einer privaten Unfallversicherung rechtlich leichter und zeitnäher durchsetzbar sein als ein Haftungsanspruch.

Es gibt Unfallversicherer am Markt, die in ihren neuesten Bedingungswerken Schäden aus Impfungen dem Unfallbegriff gleichsetzen. Unsere Mitmenschen sind also nicht alleine, sollte es tatsächlich zu einem körperlichen Schaden durch das Impfen kommen. Jeder sollte seine private Unfallversicherung auf den Passus „Impfschäden“ überprüfen und wenn nötig in den bestehenden Vertrag einschließen lassen. Dies muss beitragsfrei vom Versicherer gemacht werden.

Lassen Sie sich impfen – auch Ihr Impftermin wird kommen. Angst ist der falsche Begleiter für die gesunde Zukunft.

Wilfried Steffes, Koosbüsch

Da hat der deutsche Außenminister Heiko Maas mal so richtig einen rausgehauen mit seinem Vorschlag, dass es den Covid-Geimpften doch jetzt wieder erlaubt sein sollte, in Kneipen und Restaurants zu gehen, um den Gastronomen zu helfen. So sehr ich den 80- bis 90-Jährigen und den Bediensteten in den Altenheimen und auf den Intensivstationen das wünschen würde, denn sie sind die einzigen, die bisher geimpft wurden, so habe ich doch meine Bedenken, dass die älteren Menschen und alle Pflegedienstkräfte nach ihrer Schicht jetzt Lust verspüren in die Kneipen und Restaurants zu gehen. Wenn es nicht so maß-los traurig wäre könnte man lachen. Mensch, Heiko! Dabei wird uns immer wieder vermittelt, den Aussagen und Entscheidungen der Politiker doch zu vertrauen. Nun denn.

Wolfgang Müller, Konz

Zum Artikel „Meine 80-jährige Mutter ist nicht schwanger!“ (TV vom 9./10. Januar):

Es wird viel geschrieben und geurteilt über die Entscheidungen der Politik wegen der Pandemie. Der schönste Bericht war der von Rolf Seydewitz. Ich bin auch nicht schwanger – trotz meiner 80 Jahre! Was er geschrieben hat, konnte ich gut nachvollziehen, mein Impftermin stand fest. Alle, die negative Urteile fällen, sollen sich mal dahin begeben, wo die Urteile gefällt werden.

Heidi Hoffmann, Kesten

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