Katholische Kirche Irritierend, lähmend, erschreckend

Zur Berichterstattung über die vom Vatikan gestoppte Reform des Bistums Trier schreibt Rudolf Kemmer:

Von der Trierer Synode (2013 bis 2016) unter der Fragestellung „Wie und wozu wollen wir angesichts der rasanten gesellschaftlichen Veränderungen des 3. Jahrtausend Kirche sein?“ habe ich, wie auch viele Freunde aus meinem Umfeld, einen Erneuerungsaufbruch für die Gemeinde und das Bistum erhofft.

Die Instruktion der Vatikanischen Kleruskongregation weist nun einerseits darauf hin, dass die Kirche nicht nur Hierarchie, sondern Volk Gottes ist, und die gesamte Gemeinschaft aller Getauften für die missionarische Sendung der Kirche verantwortlich ist, was von allen nur zu unterstützen ist. Andere Textstellen dagegen stellen die alleinige Leitungsaufgabe des jeweiligen Pfarrers heraus und gebieten, kollegiale und gemeinsame Leitungsmodelle von Pfarrer und Laien, wie sie bereits eingeführt wurden und künftig vermehrt vorgesehen und nötig sind, zu vermeiden. Dies wirkt auf engagierte ehrenamtliche Laien eher irritierend und lähmend. Erschreckend ist das wirklichkeitsfremde Vorbeigehen an den aktuellen Problemen und Sorgen in der Kirche. Zum ersten Mal in der jüngeren Geschichte ist ein großer Teil der deutschen Bischöfe in direkte Opposition zu Rom gegangen. Wenn nun von Laien relativ wenige kritische Stimmen zu vernehmen sind, ist das nach meiner Einschätzung bei den allermeisten keinesfalls ein Zeichen von stillschweigender Zustimmung zur Instruktion, eher von Enttäuschung, von Resignation. So kenne ich Menschen, die beteuern, mit ihren Sorgen und der Äußerung von Vorschlägen seit Jahren schon kein Gehör gefunden zu haben und zweifeln, jetzt Gehör zu finden.

Mein Anliegen an die deutschen Bischöfe, die in der Mehrzahl mit sachgerechter Kritik und Sorge auf die Instruktion reagiert haben, ist zunächst, den vergleichsweise relativ niedrigen Bedeutungsrang der Instruktion real einzuordnen, dementsprechend analog der Aussage von Bischof Gerhard Feige (Magdeburg) den Dienst an der Einheit mit allen Getauften und die kollegiale Zusammenarbeit von Priestern und Laien unbeirrt zu stärken und in konkreten Fällen von Konfliktbelasteten synodal vorgesehenen Gemeindefusionen noch mal das Gespräch in den betroffenen Gemeinden aufzunehmen, um einen für alle Seiten möglichst einvernehmlichen, eventuell schrittweise zu vollziehenden, Weg zu suchen.

Darüber hinaus darf der erst im vergangenen Jahr hoffnungsvoll begonnene Synodale Weg für die Zukunft der Kirche in Deutschland mit Reformanliegen – einschließlich Vermeidung der Entstehung klerikalistischer Strukturen etwa durch Umstellung der Ausbildung sowie Zulassung der Frauen zu den sakramentalen Weiheämtern nicht auf halbem Wege stehen bleiben und ist entschieden weiterzuentwickeln und in den gebotenen Ebenen und Formaten zu vertreten, um Gottes Geist für und durch Erneuerung der Kirche Raum zu geben.

Rudolf Kemmer, Wittlich

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