Israel

Zur Debatte um das Gedicht von Günter Grass und die Reaktionen darauf (unter anderem Leserbriefe im TV vom 14. April) diese Zuschriften:

Der Volksfreund gibt der Grass-Debatte dankenswert breiten Raum, die Leserkommentare sind überwiegend pro Grass eingestellt, die Beiträge kontra Grass erkennbar durch Voreingenommenheit gekennzeichnet. Israel wolle den Iran auslöschen? Wo bitte steht das? Israel plane den atomaren Erstschlag? Vielleicht, wahrscheinlich aber nicht. Grass negiere den Vernichtungswillen des Iran gegen Israel? Grass ordnet es als Stimmungsmache eines Maulhelden ein. Jeder im Nahen Osten weiß, dass die Existenz Israels unumkehrbar ist und von der Welt gesichert wird. Was mich bei der Diskussion verwundert, ist die Tatsache, dass die Ursache der antiisraelischen Einstellung nicht beim Namen genannt wird. Selbst Grass tut es in seinem Gedicht nicht. Die Presse sei gleichgeschaltet? Natürlich gibt es da keinen im Hintergrund, der Direktiven ausgibt. Gleichgeschaltet aber in falscher Rücksichtnahme und in einem Mangel an analytischer Kritik. Dass die Juden mit ihrem Geld die Welt beherrschen, ist plattester Antisemitismus. Grass mit derlei Blödsinn in einen Topf zu werfen ist lächerlich. Ihn als SS-Angehörigen zu diffamieren ist schlicht und einfach dumm. Wenn orthodoxe Juden sich Bärte stehen lassen, schwarze Hüte tragen und ihr Haar zu Lockenröllchen drehen, dann ist das für mich ein ethnologisches Detail. Wen stört\'s? Ist ihre Sache. Eher schon stört ihre Einstellung zu Frauen. Ist aber immer noch ihre Sache. Wenn dieselben ultraorthodoxen Juden aber die Politik Israels bestimmen, dann ist es nicht mehr ihre Sache. Denn dann wird es gefährlich. Der Kern des permanenten Ärgers über Israel ist die Siedlungspolitik des Staates. Das ist Kolonialismus in Reinkultur, aggressiv, menschenverachtend. Würde Israel sich in die Grenzen von 1967 zurückziehen, würde es seinen Nachbarn mit Achtung und Freundschaft begegnen und ihnen dabei helfen, ihr Land fruchtbar zu machen, anstatt es zu okkupieren und sie zu vertreiben, dann wäre solchen Phänomenen wie Hisbollah und Al-Kaida der Boden entzogen. Über diese Politik Israels rege ich mich auf. Wenn man das Antisemitismus nennt, dann bin ich Antisemit, ja. Man muss schockieren, um eingefahrene Denkschemata zu durchbrechen. Grass hat genau das getan. Ich unterschreibe sein Gedicht zu 100 Prozent. Dr. med. Bernhard Gies, Trier Vielleicht wäre es sinnvoll, wenn der Volksfreund seinen Lesern einmal gesicherte Informationen über die offenbar teilweise kostenlose Lieferung von U-Booten in ein Spannungsgebiet zukommen ließe statt sich darin zu ergehen, einen Literatur-Nobelpreisträger und immer noch wachen Geist zu beschimpfen. Auf Günter Grass einzudreschen findet sich immer ein Argument, wenn man danach sucht. Die Presse dient ja wohl der Information und nicht in erster Linie der Meinungsmache. Walter Adam, Morbach

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