Jeden Tag einen Liter Milch

Zum Protest der Milchbauern:

Ich verstehe das nicht. Warum gibt man unseren Bauern, die uns ernähren, nicht das, was sie haben wollen. Schließlich bekommen unsere Manager ja auch, was sie wollen. Und wenn sie aufhören, erhalten sie noch zehn Millionen Euro als Altersruhegeld. Also geben wir doch unseren Milchbauern, die aufhören wollen, eine Million Euro an Altersruhegeld. Dadurch würde die erzeugte Menge Milch sinken; der Rest erhielte dann 40 Cent pro Liter. Aber im Ernst. Es ist ein Skandal, wie hier mit schwer arbeitenden Menschen umgegangen wird. Und das nur, damit Aldi, Lidl & Co. satte Gewinne einfahren.

Beim letzten Milchstreik (im Nachhinein von unseren Gerichten als illegal verurteilt) kostete die Milch bei den Discountern 62 Cent. Der Verbraucher hat die Milch trotzdem gekauft. Ich trinke jeden Tag einen Liter Milch. 20 Cent mal 30 Tage macht 6 Euro mehr. Kein Verbraucher beklagt sich. Es sind die Geschäftsführer und Manager der Discounter, die die Preise diktieren. Also Bauern, fahrt eure Milch nicht auf die Felder, sondern kippt sie vor alle Aldi-, Lidl- und Edeka-Märkten aus und hofft, dass Polizei und Bürger hinter euch stehen und nichts gesehen haben. Leider haben wir auch keine richtig funktionierende Regierung mehr, sondern einen Flickenteppich. Mindestlöhne oder Minimum-Milchvergütungen? Geht nicht. Man würde unseren Millionären und Milliardären ja etwas wegnehmen. In Deutschland sieht es so aus: Diejenigen, die arbeiten und alles am Laufen halten, bekommen die Krümel am Boden. Diejenigen, die Ellbogen und kein Gewissen haben, werden geschützt und mit Euro überschüttet. Würde man die Gehälter der oberen Liga bei den Aktiengesellschaften halbieren, könnte man, statt Leute zu entlassen, einige 100 000 neu einstellen. Ach ja, wir sind ein Sozialstaat, weil 30 Millionen Arbeiter die Sozialleistungen finanzieren. In den Niederlanden bezahlt jeder, ob Arzt, Rechtsanwalt oder Unternehmer, 22 Prozent seines Einkommens in die Sozialkassen.

Karl Mayer, Salmtal

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