Gesundheit Jetzt tut plötzlich jeder überrascht und empört

Zum Bericht „Kliniken fehlen Pfleger: Werden bald noch mehr Patienten abgewiesen?“ (TV vom 14. November) und weiteren Beiträgen zum Thema schreiben Edmund Bohr und Martina Aurich:

Der Aufnahmestopp der Kinderstation im Trierer Mutterhaus ist doch eine logische Folge des seit 30 Jahren bekannten und in den letzten Jahren immer wieder thematisierten Pflegenotstandes und der versäumten Initiativen seitens der Politik. Jetzt tut plötzlich jeder überrascht und empört.

Die Forderung und Erwartung des Gesundheitsministeriums an das Mutterhaus, intensiv nach einer Lösung zu suchen, ist bedenklich und lenkt von der eigenen Verantwortung ab. Auch die Überschrift: „Gesundheitsministerium macht dem Trierer Mutterhaus Druck“ macht mich betroffen.

In § 1 Krankenhausfinanzierungsgesetz (KHG) ist die Verantwortung diesbezüglich klar geregelt:

„(1) Zweck dieses Gesetzes ist die wirtschaftliche Sicherung der Krankenhäuser, um eine qualitativ hochwertige, patienten- und bedarfsgerechte Versorgung der Bevölkerung mit leistungsfähigen, qualitativ hochwertig und eigenverantwortlich wirtschaftenden Krankenhäusern zu gewährleisten und zu sozial tragbaren Pflegesätzen beizutragen.“

Wäre hier das Geld nicht besser angelegt, als Hunderte von Millionen auf dem Nürburgring oder dem Flugplatz Hahn zu versenken? Weitere finanzielle Fehlplanungen und Ausgaben der Landesregierung sind in den Jahresberichten des Rechnungshofs Rheinland-Pfalz zu ersehen!

Ich habe als Krankenpfleger 48 Jahre in allen Bereichen, auch in leitender Position, des Gesundheitswesens gearbeitet. Alle Institutionen, in denen ich tätig war, haben sich stets intensiv um ausgeglichene Stellenpläne bemüht. Aber auf viele Ausschreibungen gab es sehr oft keine Bewerbungen. Die Ursachen sind bekannt, und ich möchte sie hier nicht wiederholen.

Die Pflegekammer sollte sich aktiv, erfolgreich und transparent für die Pflegenden, für Umsetzung des von Kammerpräsident Markus Mai zu Recht befürworteten Pflegepersonalstärkungsgesetzes einsetzen. Dann gäbe es auch vonseiten der Mitglieder eine Akzeptanz für die Pflegekammer,  und man brauchte keine Zwangsrekrutierung.

Besonders dramatisch und empörend ist es, dass im aktuellen Beispiel des Trierer Mutterhauses die Kinder, die Kleinsten und Schwächsten und zudem mit der schlimmsten Krankheit Befallene  betroffen sind.

Wir sammeln bei unseren Auftritten in und mit den Hochwaldkliniken in Weiskirchen regelmäßig für die Elterninitiative krebskranker Kinder in der Uniklinik in Homburg und haben eine enge Verbindung dorthin.

Auch hier sind die Kapazitäten nicht unerschöpflich.

Edmund Bohr, Baldringen

Die Gesundheitsminister haben viele Jahre lang ihre Hausaufgaben nicht gemacht. Jetzt ergibt sich (plötzlich) ein Engpass in der Behandlung. Das Krankenhaus soll Personal herbeizaubern. Am besten günstig und mit der Bereitschaft, jeden Tag Überstunden zu machen.

Sind uns die Kranken nicht mehr Wertschätzung wert? Wer sieht die Ärzte und Krankenpfleger, die täglich Dienst tun und oft selbst am Ende sind? Eine angemessene Bezahlung wäre vonnöten. Wir werden alle alt und sehen, wohin dieses Geiz-ist-geil-System führt.

Viel Spaß mit dem Pflegeroboter, der uns unsanft ins Bett wirft. Soll das Zukunft sein?

Martina Aurich, Gusterath

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