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Zum Artikel "Entschädigung für Kindsmörder Gäfgen" (TV vom 5. August):

Meinung

Ein Urteil, das fassungslos macht
Es ist ja klar, dass recht haben und recht bekommen oft zwei paar Schuhe sind, aber dass es in diesem speziellen Fall überhaupt eine Verhandlung wert ist, dass der Kindsmörder Gäfgen das Land Hessen auf Schadensersatz verklagen kann, geht mir doch zu weit. Ich war fassungslos, als ich dieses Urteil und noch entsetzter, als ich im Internet einige positive Meinungen dazu gelesen habe. Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, hatte der Täter Gäfgen das Opfer, den elfjährigen Jakob getötet und anschließend Lösegeld von den Eltern verlangt. Die Polizei wusste aber nach Festnahme des Täters noch nicht, dass der Junge tot war. Im Verlaufe des Verhörs, in dem Gäfgen hartnäckig den Aufenthaltsort des Opfers verschwieg, hatte die Polizei Folter angedroht. Man muss sich vorstellen, die Polizei ging davon aus, dass der Junge noch lebte und eventuell irgendwo ersticken könnte. Es war eindeutig Notwehrhilfe. Denn der Junge konnte sich nicht wehren und war auf die Hilfe von außen angewiesen. Gäfgen wollte ihm nicht helfen, also musste dies mit allen Mitteln die Polizei machen. Bei Geiselnahme ist der finale Rettungsschuss ja auch erlaubt, und hier wurde die Folter nur angedroht und noch nicht einmal angewendet. Gäfgen konnte nur aus dem Tatbestand heraus, dass er erst eine Straftat begangen hatte, Geld vom Staat fordern und hat es dann auch noch bekommen. Das ist für mich eine absolute Absurdität. Ergo muss ich, um an Geld zu kommen, eine Straftat begehen, der Polizei so lange auf das Nervenkostüm treten, bis sie etwas tut, was man später gegen sie verwenden kann und dann Geld dafür kassieren. Ich kann nur hoffen, dass die Eltern des kleinen Jakob auch auf Schmerzensgeld und Entschädigung für ihre irreparablen Schäden klagen und Gäfgen seines Lebens nie mehr froh wird. Sich selbst als Opfer darzustellen und dadurch von dem eigentlichen Verbrechen, dem eiskalten, geplanten Mord an einem wehrlosen Kind, abzulenken, grenzt an Menschenverachtung sondergleichen. Jutta Mark, Schiffweiler

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