Kaffeekränzchen-Mentalität

Zum Kommentar "Klärungsbedarf" (TV vom 27. September):

Die Gedanken von Dieter Lintz zur künftigen kaufmännischen Leitung des Theaters sind nicht von der Hand zu weisen. Fraglich ist nur, inwiefern man ein Stadttheater unter unternehmerischen Gesichtspunkten führen kann, da sich zahlreiche nicht künstlerische Verträge wohl nicht so einfach in Luft auflösen lassen und aus Rücksicht auf die Arbeitsplätze wohl auch nicht gestrichen werden sollten. Dies bedeutet wiederum nicht, dass in organisatorischer Hinsicht keine Verbesserungen vorgenommen werden könnten. Geht man davon aus, dass manche Amtsinhaber von allerhöchster Stelle schon als verlängerter Arm des Oberbürgermeisters bezeichnet wurden, so stellt sich die Frage, ob es nicht sinnvoll wäre, in den Abteilungen der Kulturtempel vergleichbare Organe zu installieren. So soll es an manchen Häusern üblich sein, sich lediglich auf Berater zu verlassen, die ihre Sachkompetenz meist durch Abwesenheit unter Beweis stellen oder auf die für die Kostümwerkstätten verantwortlichen Kostümbildner, die angeblich vor lauter Friede-Freude-Eierkuchen zu vergessen scheinen, dass es sich bei ihrem Wirkungsfeld um eine städtische Einrichtung handelt, weshalb man geneigt ist, selbigen den Rat zu geben, sich doch anständigerweise einen eigenen Betrieb aufzubauen und die Mitverantwortung für den Umgang mit öffentlichem Geld abzugeben. Um den Behörden und Ämtern anheim stehenden Ruf von Schlendrian und Ineffizienz entgegen zu wirken, wäre es sicher nicht verkehrt, würde man sich dieses Problems auch an Einrichtungen wie Stadttheatern annehmen, wo man zuweilen mit emsiger Kaffeekränzchen-Mentalität die nächste Aufführung vorbereitet und kritische Ruhestörer unter dem Vorwand sozialer Gerechtigkeit kaltstellt. Dass aufgrund derartiger Personalpolitik im Lauf der Zeit auch dem Ahnungslosesten klar werden muss, wie man in einer (meist um Geld bettelnden) städtischen Einrichtung das ökonomische Prinzip umsetzt, also mit geringstmöglichem Aufwand einen größtmöglichen Ertrag erzielt, ist jedoch sicher nur ein Gerücht und lässt sich durch niemanden bezeugen. Vor diesem Hintergrund ist Herrn Lintz' Meinung, mehr unternehmerischen Wind ins Theater einzubringen, durchaus nachvollziehbar. Und wenn es mit dem Wind nicht so recht klappen sollte, so wäre ein Chef, der die richtige Einstellung im Umgang mit öffentlichem Geld hat und sich, was ja sicher selbstverständlich ist, zu keinen Kumpaneien verleiten lässt, mindestens ebenso willkommen.Patrick Trein, Morbach theater

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