Karten auf den Tisch legen

Zum Leserbrief "Geschichte mit Moral verwechselt" (TV vom 15. September) erhielten wir diese Replik eines Lesers:

Sicher ist es richtig, nicht ungeprüft alles zu glauben, was Medien, Regierungen und Institutionen verbreiten. Man denke nur an die von George W. Bush zur Begründung des Irakkriegs erfundenen - angeblich noch oder wieder vorhandenen - irakischen Massenvernichtungswaffen, an die Propaganda der Nato und der Schröder-Fischer-Regierung zur Rechtfertigung des Überfalls auf Jugoslawien, an die systematische Eliminierung der Erinnerung an den kommunistischen Widerstand gegen die Nazis in Sachsen oder an die - bei aller berechtigten Kritik - ungerechtfertigte Gleichsetzung der DDR mit der Nazidiktatur. Das scheint Herr Salm aber wohl eher nicht zu meinen, wenn er beklagt, wer von der "offiziellen Geschichtsauffassung" abweiche, werde "in die rechte Ecke geschoben" und gerate "in die Fänge des Verfassungsschutzes", womit er sich unter anderem auf den Fall Eva Herman bezieht - die sich allerdings mit ihrem Lob der Familienpolitik (das heißt Bevölkerungspolitik) der Nazis, das nur zu gut zu ihrer eigenen vorgestrigen Mutterschafts- und Familienideologie passt, selbst in die rechte Ecke gestellt hat. Was Herr Salm genau meint, ist nicht ganz klar, da er - aus Angst vor dem Verfassungsschutz? - sich in Andeutungen ergeht und mit seinen Ansichten hinter dem Berg hält. Mir drängt sich allerdings der Verdacht auf rechten Geschichts-Revisionismus auf. Mit Geschichts-Revisionismus aber kann man nicht, wie Herr Salm zu glauben scheint, die Nazis bekämpfen, sondern sich nur bei ihnen anbiedern und ihnen bei der Verbreitung ihrer Ideologie helfen. In Sachsen kann man die "Erfolge" einer solchen Politik besichtigen. Um den Verdacht zu entkräften, sollte Herr Salm seine Karten offen auf den Tisch legen. Robert Seidenath jr., Gusterath Politik

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort