Katholische Kirche

Zum Artikel "Das Bistum Trier ist ziemlich reich und trotzdem arm dran" (TV vom 4. Februar):

Liebe Frau Straus, dass die jetzige Situation Sie rot anlaufen lässt, ist für mich verständlich. Jedoch sollte der Artikel Ihnen eher die Schamesröte ins Gesicht treiben! Ich hoffe, es ist Ihnen klar, dass die katholische Kirche in Deutschland sich in einer finanziell sehr exponierten Position befindet: Die Oberen (Bischöfe, Weihbischöfe) werden aus öffentlichen Kassen entlohnt, ihre Gehälter belasten also die Kassen der Kirche in keiner Weise, und die Priester haben ein mehr als gutes Gehalt, das aus der vom Staat eingetriebenen Kirchensteuer bezahlt wird. Ist Ihnen überhaupt klar, welches Privileg der Kirche bei uns damit zukommt? Haben Sie schon einmal über die Grenze nach Frankreich geschaut? Ich bin mir sicher, da hätten Sie wahrhaftig Grund zu klagen! Dabei ist es ja auch nicht so, als ob die mit 301 Millionen Euro in Ihren Augen zu geringe Kirchensteuer die einzige Einnahmequelle der katholischen Kirche wäre, man denke da an die Dotationen zum Teil aus dem frühen 19. Jahrhundert, die, obwohl bei genauerem Hinsehen längst nicht mehr aktuell, von der öffentlichen Hand immer treu weitergezahlt werden; man denke an den vermieteten Immobilienbesitz des Bistums, wo werden da Einnahmen erwähnt? Natürlich hat das Bistum auch Gelder, die angelegt werden müssen. Die Zinsen sind momentan nicht hoch, aber ich glaube an die Fähigkeit Ihrer Finanzleute, die immer noch einen guten Schnitt herausholen. Und Sie besitzen den "Mut" zu behaupten, die Rücklage von immensen 350 Millionen Euro könnte etwas üppiger ausfallen! Der Papst möchte die Kirche zu einer Kirche der Armen machen, das Bistum Trier aber kann scheinbar den Hals nicht voll genug bekommen. Wo ist da die christliche Einstellung? Und dann noch der Finanzausgleich mit den anderen Bistümern! Seien Sie doch froh, dass Trier zu denen gehört, die im christlichen Sinne teilen können und nicht zu denen, die auf die, wie man bei Ihnen heraushört, "milde Gabe" der anderen angewiesen sind. Und dann auch noch die Tarifsteigerungen! Die Angestellten des Bistums haben für die "desolate Lage des Bistums" so gar kein Gespür! Wie wird man wohl als ehrenamtlich Tätiger in einer von der Sparpolitik des Bistums betroffenen Pfarrei reagieren? Längst hat nicht mehr jede Pfarrei Rücklagen. Ich kann ganz sicher behaupten, dass man für Ihr Luxusproblem da keinerlei Verständnis hat! Überall wird gekürzt, und in manchem Pfarreien-Gremium muss man sich zwischen Not und Elend entscheiden, weil es hinten und vorne nicht reicht. Das Handeln der Institution katholische Kirche hat inzwischen meiner Meinung nach ziemlich wenig mit christlichen Lehren und Werten zu tun. Es ist ein Bewahren von Machtstrukturen und Vermögen, wobei man erwartet, dass die Mitglieder kommentarlos die Kürzungen hinnehmen, sei es im seelsorgerischen wie im finanziellen Bereich, aber dennoch treu und brav ihre Kirchensteuer weiterzahlen. Sprechen nicht die geringe Zahl der Priesteramtskandidaten und die ansteigende Zahl der Kirchenaustritte für sich? Die katholische Kirche läuft Gefahr, ihre Glaubwürdigkeit zu verlieren! Ruth Weber, Trier

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