katholische kirche

Zum Artikel "Wenn sich nichts ändert, ist Frust programmiert" (TV vom 15. Juli):

Meinung

Reine Geldverschwendung
Wie der TV berichtete, hat die katholische Kirche ein groß angelegtes, dreijähriges Forschungsprojekt zum Thema sexueller Missbrauch in Auftrag gegeben. Der Leiter des damit betrauten Instituts wird mit der apodiktischen Aussage zitiert, das Zölibat sei nicht Ursache dieses Phänomens. Was ist das für ein Wissenschaftler? Noch bevor die geplanten "Gespräche mit Tätern" begonnen haben, wird damit das Thema Zölibat zum Tabu erklärt. Forschung, die nicht ergebnisoffen ist, ist keine Forschung. Dazu kommt, dass bekanntlich der Vorsitzende der Bischofskonferenz sich genau gleich geäußert hat, wie wenn das eine wissenschaftlich erhärtete Tatsache wäre und nicht eine Meinung, Behauptung oder frommer Wunsch. Der "Wissenschaftler" hat damit den Bischöfen signalisiert, sie hätten von ihm keine unbequemen Wahrheiten zu befürchten. Eine Untersuchung, die sich schon im vornherein solchen Vorgaben beugt, ist reine Geldverschwendung. Der gesunde Menschenverstand spricht jedenfalls eine andere Sprache: Natürlich hat es leider auch in anderen Institutionen Übergriffe gegeben, doch die Häufung im Bereich der katholischen Kirche - man denke an das unglaubliche Ausmaß des Skandals in den USA - ist eklatant. Was ist schuld an dieser "Spitzenposition"? Was hat die katholische Kirche, was die anderen Kirchen, Schulen, Internate, Kinderheime nicht haben? Das Zölibat. Aber was nicht sein darf… Man studiert lieber Tausende von Personalakten, als ob in dem bürokratischen Kram Einsichten in die Befindlichkeit der Täter zu finden wären. Festzustellen, ob im einen oder anderen Fall vertuscht wurde, gehört gewiss zur Aufarbeitung der Vergangenheit. Für die Zukunft aber wäre es viel wichtiger, herauszufinden, welche Umstände und Faktoren im Spiel sind, wenn ein Priester zum Täter wird. Dafür müsste man Täter befragen, aber ohne jede Zensur. Wie soll das noch gehen, wenn jetzt schon klar ist, dass die Erwähnung des Wortes "Zölibat" unerwünscht ist und nur Ärger einbringt? Prof. Dr. Jörg Hasler, Mertesdorf

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