Meinung

Wahre Worte, die alle Menschen angehen
Als echter Atheist (= an die Nichtexistenz von Göttern glaubend) habe ich wohl verständlicherweise einige Vorbehalte gegenüber dem aktuellen Papst, da er seine Aversion gegenüber dem Säkularen immer wieder zum Ausdruck gebracht hat. Auch die Haltung der Kirche gegenüber Homosexuellen und Frauen lässt mich eher kritisch sein. Trotzdem habe ich mir die Live-Übertragung seiner Rede vor dem Bundestag angesehen, und ich muss sagen, dass ich positiv überrascht wurde. Sicherlich kann man Spitzfindigkeiten finden, um die Rede anzugreifen - dies ist wohl immer möglich. Aber ich denke, dass dies eine sehr gute Rede war, die einen konstruktiven Beitrag zur öffentlichen politischen Diskussion bildet. Auch wenn der Papst an einzelnen Stellen auf die christlichen Traditionen zurückgriff und aus der Bibel zitierte, so war seine Rede in meinen Augen nicht nur auf das Christentum oder gar nur die katholische Kirche begrenzt, sondern lässt sich auch sehr gut vor dem Hintergrund genereller humanistischer Werte verstehen. Auch wenn ich seinen theologischen Ausgangspunkt der Schöpfung nicht teilen kann, so finde ich doch, dass die Kernaussagen seiner Rede über Vernunft und Recht wahr sind. Und sie sind nicht nur wahr, sondern sie sind auch relevant, weil es doch viel zu leicht ist, nicht über die eigenen Werte nachzudenken - was leider scheinbar oft bei Atheisten und Theisten gleichermaßen zu den Werten des kurzfristigen Egoismus führt. Von daher muss ich dieser Rede eines Mannes, dessen generelle Haltung ich in vielen Aspekten ablehne, applaudieren und hoffen, dass sie auch jenseits der Debatte um seine Person und Rolle in der Gesellschaft wahrgenommen und diskutiert wird. Die Rede hat es auf jeden Fall in meinen Augen verdient. Ranjith Ekanayake Mudiyanselage, Hermeskeil