Katholische Kirche

Zum Artikel "Missbrauchsstudie scheitert: Kirche trennt sich von Forscher" (TV vom 9. Januar) diese Zuschriften:

Diese Nachricht überrascht mich nicht, auch wenn sie alte, schon verschorft geglaubte Wunden bei mir aufreißt. Als direkt Betroffener hatte ich die wenig erfreuliche Möglichkeit, die Vorgehensweise von Bischof Ackermann und seinem Stab bei der Aufarbeitung hautnah und persönlich zu erleben. Die Behandlung von uns Opfern empfand ich zwar als formal korrekt, doch - abgesehen von meinem Erstkontakt mit Prälat Scherschel - als kühl und eher vom Blick auf die öffentliche Wirkung gelenkt. Das Verhalten mir gegenüber reichte von Dienst nach Vorschrift bis hin zu Unhöflichkeit und Wortbruch. Wirkliche Fürsorge und persönliches Interesse konnte ich jedenfalls nicht erleben. Doch es half mir immerhin, meinen schon lange zuvor unergiebig verlaufenen eigenständigen Versuch der Auseinandersetzung mit dem Täter erneut aufzunehmen und dank meiner Hartnäckigkeit auch zu einem guten Ende zu bringen. So konnte ich dem Priester zu guter Letzt verzeihen und ihm seinen Frieden wünschen und selbst meinen Frieden finden. Bischof Ackermann und Mitarbeiter hingegen agierten so, wie man es von Managern bei der Regulierung eines öffentlichen Schadensfalls gewohnt ist. Nach meinem Eindruck standen dabei weniger wir Opfer als die mediale Imagewirkung in ihrem Fokus. Mir kam es hin und wieder gar so vor, als ob wir als Gruppe erneut missbraucht würden, jetzt allerdings von Ackermann und für die "gute Sache" des Ansehens der katholischen Kirche. Ich kann mir gut vorstellen, dass Gutachter Pfeiffer ähnlich empfinden konnte. Wie beim Umgang mit uns Opfern und anderen Laien haben viele Kleriker offensichtlich auch bei der Zusammenarbeit mit Gutachter Pfeiffer ihre Probleme mit der Augenhöhe und der vorbehaltlosen Offenheit für die Wahrheit. Anders als seinerzeit Jesus verteidigt die offizielle Kirche heute wohl hauptsächlich ihr selbst gemachtes Bild von Glauben und Wahrheit und ringt nicht um die ursprüngliche Wahrheit selbst. Manchmal denke ich, Jesus würde, weilte er noch unter uns, viele geistliche Würdenträger aus ihren "Tempeln" jagen. Gert Schaaf, Wittlich Allerliebst, was der Trierer Bischof so sagt. Hätte das der Papst verkündet, wäre es ja sogar wahr (weil unfehlbar). Beim Bischof bin ich mir da nicht so sicher. Aufklären will er (immer noch); aber wissenschaftlich! Will er damit sagen, Pfeiffer arbeite nicht wissenschaftlich? Nein, er und die Kirche zeigen nur ihr wahres Gesicht; es ist nicht, was nicht sein darf. Missbrauch gab es, aber bitte nur so viel, wie bekannt ist. Nicht mehr! In den Medien hieß es, dieser Eklat schade sowohl Herrn Pfeiffer als auch der Kirche. Sie schadet Herrn Pfeiffer gegebenenfalls wirtschaftlich, aber garantiert nicht ethisch und menschlich. Die Kirche hat sich mal wieder entlarvt, und das verdanken wir dem aufrichtigen Herrn Pfeiffer. Hut ab! Meine Hochachtung hat er jedenfalls (wenn auch unbekannterweise). Dieter Olk, Bitburg Der wahre Grund, weshalb die katholische Kirche die wissenschaftliche Aufarbeitung der Missbrauchsfälle mit Prof. Pfeiffer aufkündigte, ist Angst. Angst vor Entdeckung und Veröffentlichung des ganzen Ausmaßes der abgrundtiefen Schweinerei. Die nackte Furcht der Kirchenmänner vor Entlarvung und Bestrafung. Der Zeitpunkt des Ausstiegs ist gut gewählt. Der Presserummel, welcher vor drei Jahren noch herrschte, ist mittlerweile abgeebbt. Wahrlich eine günstige Gelegenheit, sich jetzt klammheimlich aus der Affäre zu stehlen. Wann immer es ging, wurden in der Zwischenzeit erst einmal die Täter gedeckt und verteidigt, hat man gelogen, vertuscht, verheimlicht und unter den Teppich gekehrt. Wo das nicht gelang, wurden Opfer auf Antrag mit 5000 Euro Schmerzensgeld abgefunden - manche sogar erst nach einem Gutachten. Eine lächerliche Summe, bedenkt man, dass in Deutschland die beiden Großkirchen (neben der Kirchensteuer) jährlich mit etwa 19 Milliarden Euro staatlich subventioniert werden. Der Wille zur ehrlichen Aufarbeitung und Wiedergutmachung der angerichteten Schäden ist bei der katholischen Kirche nicht zu erkennen. Symptomatisch hierfür steht ihr Missbrauchsbeauftragter, der stets schüchtern, verlegen und rückgratlos wirkende Bischof Ackermann. Da hilft auch keine Guerilla-Rhetorik mehr. Die katholische Kirche ist in ihrer Agonie noch nicht einmal mehr in der Lage, für die von ihr selbst begangenen Verbrechen an der Gesellschaft verantwortlich einzustehen. Sie hat als Institution einmal mehr eklatant versagt und gehört auf den Müllhaufen der Geschichte. Reimund Weichsel, Wallendorf

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