Komasaufen als Volkssport - keine berauschende Vorstellung

Zum Artikel "Wenn der Wodka wie Limonade schmeckt" (TV vom 5./6. März):

Der römische Schriftsteller Tacitus schrieb vor knapp 2000 Jahren: "Beim Trinken kennen die Germanen kaum Mäßigung." Daran scheint sich nichts geändert zu haben, außer der Tatsache, dass die Deutschen immer mehr konsumieren und immer früher damit anfangen. Die traurige Statistik belegt das, und es ist schon erschreckend zu lesen, dass die Zahl der Jugendlichen, die nach übermäßigem Alkoholgenuss stationär behandelt werden mussten, in nur acht Jahren um sagenhafte 80 Prozent gestiegen ist, zumindest was die hiesige Region betrifft.

Komasaufen bei Jugendlichen als Volkssport! Wenn da nicht entgegengesteuert wird, haben wir in spätestens 30 Jahren eine Situation wie in der Ukraine. Laut einem Bericht im TV ist dort bereits fast jeder dritte Mann im besten Alter alkoholabhängig. Hierzulande wären es überdies nicht nur Männer, da auch Mädchen in der Statistik kaum nachstehen. Abgesehen vom volkswirtschaftlichen Schaden, von Verkehrsunfällen, Straftaten und Gewalt unter Alkoholeinfluss, keine berauschende Vorstellung.

Es liegt mir fern, den Moralapostel zu spielen, das "abendländische Kulturgut Alkohol" zu verteufeln. Alkohol ist nun mal eine legale Droge und wird es auch bleiben. Allerdings führt an der Tatsache, dass er eine Droge ist, auch kein Weg vorbei. Deshalb empfinde ich die Verschleierung dieser Tatsache als unverantwortlich, denn Jugendschutz nur an Altersgrenzen und Verboten festzumachen, wird nicht ausreichen. Der Gesetz geber sollte sich endlich mal entschließen, gegen die Lobby der Alkoholproduzenten jeglicher Couleur zu handeln. Das fängt bei den unglaublich günstigen Preisen für diese Volksdroge an, die man durch Steuern deutlich anheben könnte, und könnte bei einem klaren und verständlichen Hinweis über die negativen Folgen überhöhten Alkoholgenusses enden. Bei Tabak und Zigaretten geht es doch auch.

Ich bin mir auch im Klaren, dass dies nicht die Problematik im Ganzen beheben würde, aber es wäre sicher ein Schritt dahin. Die Fachkliniken für Suchtabhängige haben bereits jetzt lange Wartelisten, die müssen nicht unbedingt noch länger werden.

Bernd Donner, Pressesprecher Die Lotsen-KST e.V. , Selbsthilfe und Hilfe für Suchtkranke und Angehörige, Konz

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