Wildunfälle Komplexe Ursachen

Zum Artikel „Wenn das Wild zum Problem wird“, Ausgabe vom 16. April schreibt dieser Leser:

Ein großes Problem ist sicherlich, die komplexen Ursachen für die besorgniserregende Entwicklung der Wildunfälle herauszufinden.

Sicherlich ist die These, dass Wildunfälle an Straßenabschnitten auch von der Wildtierdichte in der Umgebung abhängig sind, einleuchtend: Wo viel Wild, da viele Wildunfälle. In dem Konflikt beladenen Beziehungsgeflecht zwischen Wildtier, Landschaft und Mensch spielt aber auch der Autofahrer eine zentrale Rolle.

Denn nachweislich nimmt im Laufe des Abends die Zahl der Fahrzeuge, die die Landstraße befahren, ab, wohingegen  die Geschwindigkeit der einzelnen Fahrzeuge im Durchschnitt dann ansteigt. Wer in Zeiten, in der das Wild aktiv ist, mit unangepasster Geschwindigkeit durch waldreiche Gebiete fährt und sich nicht auf Wildwechsel einstellt, für den steigt das Risiko  in einen Wildunfall verwickelt zu werden um ein Vielfaches.

Für eine erfolgreiche Wildunfallbekämpfung wäre ein klares Konzept der staatlichen und nichtstaatlichen Träger der Verkehrssicherheit erforderlich. Dabei wurde schon sehr früh von der Polizei in Morbach im Rahmen einer Durchführung von Wildunfalluntersuchungen im Jahr 2001 auf die streckenweise besorgniserregende Entwicklung der Wildunfallzahlen und die Gefährdung der Verkehrsteilnehmer hingewiesen.

Fast 20 Jahre später ist festzustellen, dass es nicht gelungen ist, die Gefahrenstellen für Mensch und Tier zu reduzieren, im Gegenteil: die Verkehrsunfallzahlen mit Wildbeteiligung steigen stetig an.

Nur durch die Bündelung des Sach- und Fachverstandes unterschiedlicher Träger der Verkehrssicherheitsarbeit, ergänzt durch die Fachleute aus den Bereichen der Forstverwaltung und des Jagdwesens lassen sich die Wildunfälle wirksam bekämpfen.

Die dramatische Wildunfallentwicklung aus wildbiologischer Sicht oder mit sonstigen Parametern zu erklären versuchen sollte man  den Jägern überlassen. Schade, dass dieser Personenkreis in dem Zeitungsbericht überhaupt nicht zu Wort gekommen ist. Die erforderlichen Kenntnisse über Revier, Wild, Wechsel und Struktur im Bestand hat am ehesten der Jäger. Er weiß, warum in diesem Jahr mehr Rehe und Wildschweine verunfallen als im Jahr davor. Leider ist von allen Stellen immer wieder zu hören, dass finanzielle Mittel zur gezielten Wildunfallbekämpfung nicht zur Verfügung stehen. Neidisch schaut man da schon auf verschiedene Projekte, Aktionen und Initiativen, bei denen sich Ehrenamtliche darum kümmern, Kröten und Frösche über die Straße zu tragen oder mobile Schutzzäune während der Wanderungszeiten zu errichten. Das Netzwerk wird subventioniert und das Programm ist auch in den kommenden Jahren gesichert.

Die Anzahl  der Wildunfälle und die damit verbundenen Gesamt­schäden haben zwischenzeitlich ein Ausmaß erreicht, das nicht mehr hingenommen werden kann. Es besteht akuter Handlungsbedarf.

Gregor Steffes, Horath

(Der Verfasser ist pensionierter Polizeibeamter und war bei der PI Morbach für die Auswertung und Analyse der Wildunfälle zuständig.)

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