KONFLIKTE

Zum Leserbrief "Mittelalterlicher Spuk" (TV vom 28./29. Juni):

Manfred Schmitz spricht mir mit seinen Thesen aus der Seele. Um es auf den Punkt zu bringen: Religion - und zwar die organisierte, institutionalisierte Religion (nicht die Spiritualität!) - ist wahrlich die Wurzel allen Übels. Sie diente schon immer nur als Machtinstrument, irgendwelche karitative Funktionen waren und sind nur ein Feigenblatt für deren wahre Absichten, nämlich die Steuerung der Gesellschaft nach ihren Vorstellungen. Die Konflikte der Vergangenheit, aber auch die der Gegenwart, waren und haben fast immer religiöse Hintergründe. Nazismus und Kommunismus kann man schon als Quasi-Religionen betrachten, deren Grundsätze keinerlei Widerspruch dulden. Gewalt geht von Fanatikern aus, und keine zentralistisch organisierte Religion hat je darauf verzichtet. Am schlimmsten war die katholische Kirche, die über die Jahrhunderte vermutlich mehr Gewaltopfer zu verantworten hat als Hitler, Stalin und Pol Pot zusammen. Zu den Exzessen, die Herr Schmitz bereits erwähnt hat, zählt vor allen Dingen die Eroberung von Süd- und Mittelamerika, wobei vier(!) Hochkulturen im Namen des Friedensfürsten Jesus und auf Geheiß der Kirche ausradiert wurden. Der religiöse Fanatismus ist wieder auf dem Vormarsch, nicht nur im Mittleren Osten, sondern auch in den USA, wo breite Teile der Bevölkerung die Wissenschaft leugnen und die Bibel wortwörtlich nehmen. Wir müssen uns gegen diese unheilvolle Entwicklung stemmen und nicht weiter selbstzufrieden zuschauen. Die Aufklärung bedarf dringend einer energischen Neuauflage. James Doddridge, Trier

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort