Wirtschaft Kühnert hat recht!

Zum Artikel „Unterwegs mit Uber, dem neuen Börsenstar“ (TV vom 10. Mai) schreibt Reinhard Litzenburger:

Uber ist jetzt an der Börse, der neue Fahrdienstleister. Und hat im Vorübergehen eine erkleckliche Zahl von Milliarden kreiert, die wiederum notleidenden Milliardären zugute kommen: Auch wenn die Aktien statt der erhofften 100 Milliarden Dollar zurzeit nur die Hälfte davon wert sind, hat die japanische SoftBank circa acht Milliarden Dollar mehr, die kalifornische Benchmark (Instagram, eBay) circa fünf Milliarden, die Gründer circa sieben Milliarden, Saudi-Arabien circa drei Milliarden, ebenso wie Google, Saltwater Capital et cetera.

Wozu diese ganzen Zahlen und weitestgehend unbekannten Namen? Weil demgegenüber die vielen Tausend Fahrer weltweit stehen, die unter diesem Namen in prekären Beschäftigungsverhältnissen für die oben genannten Finanzhaie die Milliarden scheffeln, und sie selber werden mit einer Art Trinkgeld abgespeist, von dem man nicht leben kann. Besonders ehemalige Taxifahrer müssen zur Konkurrenz wechseln, weil diese ihnen das Wasser abgegraben hat – und da können sie auch nicht überleben! Was hat das mit Kühnert zu tun? Wir sehen an diesem relativ kleinen, einfachen Beispiel, wie der globalisierte Turbo-Kapitalismus, ohne von nationalen Grenzen oder Gesetzen aufgehalten zu werden, die etablierte Gesellschaft untergräbt und nur wegen ein paar unerheblicher Quartalszahlen Arbeitsplätze und Existenzen – Menschen! – hin- und her schiebt, ohne Rücksicht auf die sozialen Auswirkungen. Das können ja dann die sozialen Netze der jeweiligen Länder regeln. Und wenn das autonome Fahren eingeführt wird, braucht man auch diese Fahrer nicht mehr. Schöne neue Welt!

Aber offenbar sind das die Nachrichten, die wirklich wichtig sind, Klimaerwärmung und Artensterben sind da nur Randnotizen, oder die Rückkehr zur atomaren Aufrüstung. Diese wirklich existentiellen Themen interessieren nur am Rande, nur gesellschaftlich unwichtige Kreise, wie Schüler, Studenten, Rentner und Alleinerziehende (Satire!). Die tonangebenden Kreise fördern den Fortschritt – nur sie haben einen Nutzen davon, wir nicht!

Und da kommt Kühnert ins Spiel: nicht nur BMW und privates Wohneigentum sind die Reizthemen, sondern diese fatale Entwicklung, die uns bald ganz heiß auf den Nägeln brennen wird. Wetten?

Reinhard Litzenburger, Kleinich

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