KULTUR

Zur Berichterstattung über die im Jahr 2018 in Trier geplante Karl-Marx-Ausstellung und zur kontroversen Debatte über das Millionen-Projekt diese Meinungen:

 Vorhang auf: Die Stadt Trier will den 200. Geburtstag von Karl Marx (hier eine Büste, die vor der Aufführung des Musicals „Comeback!“ in Plauen gezeigt wird) mit einer großen Ausstellung feiern. Foto: dpa

Vorhang auf: Die Stadt Trier will den 200. Geburtstag von Karl Marx (hier eine Büste, die vor der Aufführung des Musicals „Comeback!“ in Plauen gezeigt wird) mit einer großen Ausstellung feiern. Foto: dpa

Pünktlich am 11. November läutete der TV den Karneval ein mit dem Politiker-Paar Jensen-Dreyer: Besuch beim Papst als die Unschuld vom Land, wie das Foto zeigt. Ging es um einen Antrag auf (Schein-)Heiligsprechung? Oder um eine Generalabsolution für weitere Steuerverschwendung? Und dann wird folgerichtig das Prinzenpaar mit König Kurt zum Dreigestirn erweitert (TV, 13. Januar). Um Karl Marx groß zu feiern, holt man den erfahrenen und ausgewiesenen Experten für Steuerversenkung ins Boot. Nur 5,6 Millionen Euro sollen\'s sein. Wer wird wohl kommen? Jensen hat alle Chinesen "nach Trier eingeladen, aber darum gebeten, dass nicht alle 1,4 Milliarden auf einmal kommen" (TV vom 18. Dezember). Tusch! Helau! Das hat schon Büttenniveau. Aber es werden doch bestimmt Castro kommen und Nordkoreas Kim Jong Un und auch Gysi. Das würde die Ansammlung der roten Gartenzwerge fast vervollständigen. Und was werden bei dieser schönen Feier wohl weltweit diejenigen denken, die unter den Auswirkungen des Schreibtischtäters Karl Marx zu leiden hatten und haben? Lieber Gott, warum bestrafst du uns so? Schenk uns bitte bessere Politiker! Alternativen sind doch da. Und schick\' die arroganten Selbstbeweihräucherer und Steuervernichter zum Deubel. Günther Baur, Trier In der Diskussion um die für 2018 geplante "Karl-Marx-Ausstellung" drängt sich mir neben der momentanen Kontroverse um die voraussichtlichen Kosten und deren Finanzierung eine - zumindest bislang nicht öffentlich aufgeworfene - Frage auf: Was bringt die Initiatoren und auch die Kommentatoren des TV (so am 23. Januar) zu der gebetsmühlenartig wiederholten Gleichsetzung dieses Projekts mit dem Erfolg der Konstantin-Ausstellung 2007? Begründeten sich deren Erfolg und die beeindruckenden Besucherzahlen nicht wesentlich auch in einem derzeit überall zu beobachtendem Interesse an der Archäologie? Schon ein flüchtiger Blick auf Verlagsproduktionen, Ausstellungen oder Reiseangebote wird das leicht bestätigen. War nicht Trier als ehemals kaiserliche Residenz mit ihren zum Unesco-Weltkulturerbe zählenden Römerbauten der ideale Ort, an welchem sich diese Bauten im Zusammenklang mit der Ausstellung zeitweilig zu einem unvergleichlichen Ensemble verbanden? War es nicht die Faszination, ja Magie der präsentierten Objekte, welche die Besucher in die teilnehmenden Museen lockte? Eben das betonte Kurt Beck seinerzeit: "Rund 1300 Exponate aus 160 bedeutenden Museen aus 20 Nationen spiegeln Konstantin und seine Zeit wider. Dabei sind auch Funde aus Trier, die teilweise noch nie ausgestellt waren." Nicht anders der damalige Kulturstaatssekretär Prof. Dr. Hofmann-Göttig: "Einige der bedeutendsten Museen der Welt, unter ihnen der Louvre in Paris, das British Museum in London, die Kapitolinischen Museen in Rom und die Vatikanischen Museen unterstützen das höchst ambitionierte Trierer Projekt mit Ausstellungsstücken, deren Wert unermesslich ist." Welche Exponate - und diese sind doch neben aller didaktischen Aufbereitung der zentrale Kern einer jeden Ausstellung - sollen die erwarteten 250 000 Besucher anziehen? Welche Objekte in Bezug auf einen ohne Zweifel bedeutenden, aber auch nicht unumstrittenen Philosophen des 19. Jahrhunderts können und werden eine mit Konstantin vergleichbare Anziehungskraft entwickeln? Hier scheint mir Skepsis angebracht! Prof. Dr. Rudolf Terner, Kenn Dass Landrat Schartz die Karl-Marx-Ausstellung kritisiert, ist mehr als verständlich. 5,6 Millionen Euro - viel, viel Geld. Die Kassen sind klamm, aber das Land will Millionen in eine riesige Schau stecken. Das Geld wäre an anderen Stellen besser eingesetzt. Und wenn man es schon ausgibt, dann bitte transparent machen, wie sich die Kalkulation darstellt. Diesen Anspruch trägt die rot-grüne Landesregierung schließlich vor sich her, also soll sie sich auch selbst daran halten. Schade ist, dass Staatssekretär Schumacher die Kritik des Landrats ganz offensichtlich nur deshalb nicht gelten lassen will, weil sie aus dem anderen politischen Lager kommt. Bei solchen Summen darf Parteipolitik keine Rolle spielen. Vivien Schmitz, Niederehe Ich sage Ja zu dieser Feier. Denn sie wird Trier eine große Aufmerksamkeit bescheren, und alle werden davon profitieren. Marcel Hubert, Trier Was würde Karl Marx zu der Diskussion über die geplante Geburtstagsfeier sagen? Sicherlich wäre er bei aller Bescheidenheit überzeugt, dass er für seinen Lebenskampf für die Rechte des Proletariats eine angemessene Feier verdient habe. Auch würde er sich nicht an dem Disput stören. Da gab es ganz andere Aufregungen über seine revolutionären, kämpferischen Reden und Schriften! Zeitlebens hat Marx für die Rechte der einfachen Arbeiter gestritten und gegen Großmannssucht und die Verherrlichung der Oberen. Dafür, dass der Staat mit dem Volksvermögen sorgsam umgehen möge und es nicht für pompöse Feiern und millionenteure Groß- und Prestigeprojekte à la Nürburgring und Schlosshotel verschwendet. Etwas mehr Bescheidenheit täte dem Land gut. Ich hoffe, dass Beck & Co. diese Botschaft verstanden haben und es eine Nummer kleiner machen. Und vielleicht darf sich auch die nicht gerade arme Friedrich-Ebert-Stiftung an den Kosten beteiligen. Allerdings sollte man auch die Kritiker der CDU wie den stellvertretenden Landesvorsitzenden Günther Schartz, die mit Recht die Höhe der opulenten Feier kritisieren, in die Pflicht und Verantwortung nehmen. Wenn das Konzept vorliegt, sollten sich alle an einen Tisch setzen und gemeinsam eine angemessene Feier auf die Beine stellen und mit den "eingesparten" Geldern das Ehrenamt, Vereine, die Polizei oder Schulen unterstützen. Das würde auch Karl Marx gefallen. Günter Hunsicker, Fisch Wenn das so weitergeht, ist Rheinland-Pfalz bald nicht nur das Land der sanierten Schlosshotels, der verscherbelten Rennstrecken und der Pleiteflughäfen, sondern auch das Land der überteuerten Kunstausstellungen. Eine Karl-Marx-Schau in Trier? Für 5,6 Millionen Euro? Über so eine riesige Ausstellung, finanziert durch Steuergeld, muss man gut nachdenken und offen diskutieren. Und die Bedenkenträger sollten recht bekommen. Denn die Millionen Euro Landesmittel werden an anderer Stelle viel dringender gebraucht. Aber das interessiert die rot-grüne Landesregierung ja nun mal nicht. Carolin Hostert, Arzfeld 5,6 Millionen Euro für eine Karl-Marx-Ausstellung? Eine stolze Summe. Wer so viel Steuergeld verplanen will und dabei erst auf Nachfrage den Finanzierungsplan herausrücken will, der muss mit Kritik rechnen. Wie oft sind in Rheinland-Pfalz in den vergangenen Jahren Steuermillionen verbrannt worden? Wie oft kam es vor, dass begonnene Projekte immer teurer wurden? Und wie oft spüren wir, dass öffentliches Geld vernünftiger ausge geben werden muss als bislang? 4,2 Millionen Euro soll das Land bezahlen für eine Marx-Schau - statt für bessere Bildung, Kinderbetreuung und Infrastruktur. Das ist nicht in Ordnung. Jan Herbst, Schönecken

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