Kultur

Zur Berichterstattung und zu Leserbriefen über das Theater Trier diese Meinungen:

Seit acht Jahren gehen wir regelmäßig gemeinsam ins Theater, einige von uns leisten sich jedes Jahr ein Abo Blau. Die Inszenierungen unter der früheren Intendanz haben uns gut gefallen, wir fanden sie unterhaltsam oder bedenkenswert - ein ausgewogenes Programm. Dies hat sich mit der ersten Spielzeit unter dem neuen Intendanten Karl Sibelius leider gründlich geändert. Sowohl "Molière" mit seinen Farborgien und Lebensmitteln als Wurfgeschossen als auch der Tanzabend "Der Fremde" mit akrobatischen Turnereien und wenig Tanz haben uns vor dem Ende des Stücks aus dem Theater getrieben. Das sind Inszenierungen für eine Großstadt. Neue Spielorte zu entdecken, das bedeutet für das teils gehbehinderte ältere Publikum, das zum Theater zu Fuß kommt, den Verzicht auf Besuche. Nicht jeder hat Geld für ein Taxi - hat das Theater schon einmal über Shuttlebusse nachgedacht? Wir haben nichts dagegen, dass neue Formen ausprobiert und ein jüngeres Publikum angesprochen werden sollen. Aber das Programm sollte ausgewogen bleiben, anregend und nicht abschreckend auch für das ältere Publikum. Gerade ein Stadttheater müsste Wert darauf legen, sein ihm gewogenes Stammpublikum nicht zu verlieren. Magda und Franz Jentes, Hilde May, Irmgard Peitz-Wollscheidt, Trier In dem Leserbrief "Alles wird anders, und das ist gut so" (TV vom 28./29. November) werden wichtige Themen für eine gute Theaterkultur angesprochen. Leider wird aber auch der Eindruck vermittelt, dass Theaterkultur erst mit Karl Sibelius nach Trier gekommen ist, und dass dieser "die Maßstäbe von Kunst ins rechte Licht gerückt" hätte. Dem muss ich widersprechen! Schon vor der Intendanz von Herrn Sibelius konnten wir stolz auf unser Stadttheater sein, besonders auf ein hoch motiviertes, überzeugendes und kreatives Ensemble! Auch frühere Inszenierungen erzeugten Diskussionen, Irritationen, sogar Ablehnungen, aber auch große Begeisterung und oftmals anspruchsvolle Unterhaltung. Ich kann nicht beurteilen, ob wir "augenblicklich eines der innovativsten und kreativsten Theater der Republik haben"; stelle mir aber die Frage: Brauchen wir denn ein Theater für die Republik, oder brauchen wir nicht eher ein innovatives und kreatives Stadttheater mit einem vielseitigen Programm für alle? Viele Besucher werden sich an wirklich "großes Theater" in Trier erinnern, mit fantastischen Regisseuren wie Birgit Scherzer, Judith Kriebel und Sven Grützmacher, mit hervorragenden Schauspielern, Tänzern, Sängern und Musikern wie Michael Ophelders, Christian Miedreich, Barbara Ullmann, Jan Brunhoeber, Michael Nix, Tim Olrik Stöneberg, Sabine Brandauer, Kristina Stanek, Evelyn Czesla, René Klötzer, Susanne Wessel, Juliane Hlawati und viele, viele andere. Es stimmt: Stillstand ist Rückschritt. Aber das hohe innovative und kreative Potenzial dieses Ensembles wurde bedauerlicherweise erst gar nicht ins Spiel beziehungsweise auf die Bühne gebracht, und die Verantwortlichen der Stadt Trier haben das zugelassen. Ausgerechnet dieses Ensemble hat sich mit großem persönlichen Einsatz für den Fortbestand des Drei-Sparten-Theaters in Trier eingesetzt und somit eine gute Basis geschaffen. Alles wird anders - hoffentlich wird es auch gut! Marita Classen, Trier

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