KULTUR

Zum Artikel "Ein Vorgeschmack auf den Literaturfrühling" und zum geplanten Auftritt von Thilo Sarrazin (TV vom 5. Dezember):

Stell dir vor: Es ist Sarrazin und keiner geht hin! Bekannte Namen wie Herta Müller, Donna Leon oder Bernhard Schlink lassen Vorfreude beim Literaturfreund aufkommen. Dann las ich leider zu meinem Erstaunen auch den Namen Thilo Sarrazin. Sein Buch "Deutschland schafft sich ab" gehört zwar zu den Bestsellern, meiner Meinung nach handelt es sich aber nicht um ernst zu nehmende Literatur oder Wissenschaft, sondern um gesellschaftsspaltenden Populismus. Sarrazins Haltung gegenüber dem Islam dient nicht der Aufklärung und Integration: "Bei keiner anderen Religion ist der Übergang zu Gewalt, Diktatur und Terrorismus so fließend." Angesichts des braunen Terrors sind solche Verallgemeinerungen geschmacklos und brandgefährlich. Gute Literatur darf und muss sicherlich auch mal provozieren. Sie hat allerdings kein Recht dazu, Menschen zu verletzen. Schade, dass Herrn Sarrazin nun auch in Prüm ein Forum geboten wird und dies auch noch mit öffentlichen Geldern unterstützt wird. Ich wünsche dem Eifel-Literatur-Festival weiterhin viele wissbegierige und begeisterte Zuhörer. Nur am Sarrazin-Abend in Prüm wäre ein gähnend leerer Saal die richtige Antwort: Stell dir vor: Es ist Sarrazin und keiner geht hin. Helga Esch, Wascheid Das Programm des Eifel-Literatur-Festivals steht. Nun glaubte man, Thilo Sarrazin einladen zu müssen. Als ob Auflagenstärke etwas mit Qualität zu tun hätte. Ausgerechnet Sarrazin. Ein Mann, der genauso viel mit Literatur zu tun hat wie Dieter Bohlen oder Oliver Kahn. Nur, dass die keinen gefährlichen Unsinn schreiben. Gefährlich, weil Sarrazins Thesen willkommene Munition für die NPD liefern. Und die ist bekanntlich eine Partei, die einer kriminellen Vereinigung nahe steht. Wie muss man sich als seriöser Schriftsteller fühlen, wenn man auf demselben Literaturfestival auftritt wie dieser grobe Vereinfacher mit seinen kruden Thesen? Was kann man jetzt noch tun? Am besten nicht hingehen. Sonst könnte es dazu kommen, dass Leute, die wirklich schreiben können, eines Tages nicht mehr in die Eifel kommen. Thomas Barghausen, Bitburg

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