Kulturgeschichte

Zum Artikel "Mit einem Wanderprediger kommt die Zeitenwende" (TV vom 11. Oktober) und zur historischen Entwicklung des Glaubens:

Die Folge 15 der TV-Serie befasste sich mit "den Kindertagen des Christentums", enthält aber einige Irrtümer und Fehldarstellungen. Zwar heißt es: "… begann die intellektuelle Elite, eine Lehre zu formulieren", doch hier wäre wesentlich, dass diese Elite willkürlich das, was ihr nicht passte, aus den Bibelbüchern entfernte. Wir glauben heute an das, was uns übrig gelassen wurde und woran wir glauben sollen. Die Wahrheit ist allerdings viel größer. Die Misere begann damit, dass sich eine Amtskirche bildete, die ihre urchristliche Seele an den römischen Kaiser Konstantin verkaufte, der in Trier regierte. Statt Christus übernahm man des Kaisers Anspruch, der größte Brückenbauer zwischen den Göttern und den Menschen zu sein. Der Kaiser sah, dass die Zahl der Christen stark wuchs und entwickelte die List, sich ihre Gefolgschaft zu sichern, indem er ihnen Angebote machte und mit ihnen paktierte. Sie erlagen der Versuchung, gelangten in eine Machtposition und nannten ihr Imperium nach einem römischen Gott: Vaticanus. So verwandelte sich die Christenbewegung in die heidnische römische Kirche. Christi Lehre brauchte man nicht mehr, doch seinen wohlklingenden Namen benutzte man unberechtigt weiter. Den stärksten Bruch mit der Wahrheit beging diese Kirche, indem sie die grundlegende Lehre Christi verbannte, nämlich von dem auf Gottes Weisheit, Liebe und Gnade basierenden Weltaufbau der Rückkehr aller Geschöpfe zu Gott. Sie besagt, dass unsere Erkenntnis nur in mehreren unterschiedlichen Leben, jeweils aus Opfer- und Täterperspektive, wachsen kann. Darauf basierende Schriften des frühen "Kirchen"-Lehrers Origenes passten nicht mehr in das Bild der heidnischen römischen Staatskirche, die einem Mörder (nämlich Kaiser Konstantin) diente, der doch nicht in einem anderen Leben die Folgen seiner Taten erleben wollte. Frank Weiland, Trier

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