Kulturpolitik

Zum Artikel "Theater Trier unter Beobachtung" (TV vom 26. Sept.):

Wie blöd muss der Stadtvorstand sein, und für wie blöd muss er seine Bürger halten?! Unter Fachleuten ist bekannt, dass bei dem Berater Professor Dieter Haselbach, geschäftsführender Gesellschafter der ICG Culturplan, von Unabhängigkeit keine Spur sein kann, es sei denn, man sucht die Bestätigung des seit Langem gehegten Wunsches einiger Stadtspitzen für ein Ende des Trierer Theaters und möchte nicht der Überbringer der schlechten Nachricht sein. In dem Buch "Der Kulturinfarkt: Von Allem zu viel und überall das Gleiche. Eine Polemik über Kulturpolitik, Kulturstaat, Kultursubvention" wird uns von den Herren Dieter Haselbach, Armin Klein, Pius Knüsel und Stephan Opitz nahegelegt, unsere Kulturlandschaft doch ein bisschen unterzupflügen. Erstens wird nicht richtig klar, woher dieses Denken kommt, die Hälfte aller Museen, Theater und Kultureinrichtungen zuzumachen, und zweitens wird nicht verständlich, was damit gewonnen sein soll. Zum Dritten ist völlig unklar, von welchen Hypothesen die Autoren ausgehen; es ist davon die Rede, dass die Eintrittskarten immer billiger werden sollen und das Angebot immer größer, aber dafür wäre keine Nachfrage - also, die Ansichten von Herrn Haselbach sind nicht nur ein bisschen aus der Welt gefallen. Ich habe jedenfalls nicht verstanden, über welche Gesellschaft und Kultur Herr Haselbach redet. Er versucht, mit einer vollkommen entlegenen These Marktanteile sichern. Im Grunde genommen haben die Herren Haselbach und Partner ein Papier vorgelegt mit völlig antiquierten Ansichten und der Forderung nach der Total-Ökonomisierung des Kulturmarktes. Haselbach nennt es "Kulturindustrie" und redet vom Markt, und dann tauchen natürlich sofort die Fragen auf: Wer ist denn per definitionem stark, wer ist denn förderungswürdig? Nach Ansicht dieser Autoren sind das ja offensichtlich die, die eine gute Marktposition haben. Und das ist ja genau das Gegenteil von dem, was Kulturpolitik bislang immer in einem demokratischen Gemeinwesen erreichen wollte, nämlich Partizipation für alle an der Kultur zu ermöglichen. Das "Beratungsergebnis" steht heute schon fest: Die starken großen Spielstätten werden gefördert, die kleinen Theater wie Trier geschlossen. Das wäre dann der Anfang vom Ende als Oberzentrum. Das Beraterhonorar sollte man sich sparen und besser ins Theater Trier stecken. Leland Kruse, Trier

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort