Kunst

Zum Artikel "Kritik unerwünscht: Kein Geld für die Tufa-Ausstellung zum Heiligen Rock" und weiteren Berichten (TV vom 21. März):

Nachdem ich durch das offizielle Veranstaltungsprogramm der Heilig-Rock-Wallfahrt (!) von der Ausstellung "Reliquie - Fetisch in Kirche, Kunst und Konsum" erfahren und mich mit der Konzeption der Ausstellung auseinandergesetzt hatte, plante ich diese mit zwei Oberstufenklassen zu besuchen. Die Ausstellung bietet den Schülern die Möglichkeit, sich anhand der Ausstellungsobjekte kritisch mit der "Rolle von Konsum, Kommerz und modernen Götzenbildern" (Zitat Ausschreibungstext des Veranstalters) auseinanderzusetzen. Sowohl die Trierer Kulturstiftung als auch die Kulturstiftung der Sparkasse Trier missachten mit ihrer Entscheidung, die Ausstellung in der Tuchfabrik nicht zu unterstützen, ihren Stiftungszweck. So schreibt die Kulturstiftung der Stadt Trier in ihrer Satzung Paragraf 2: "Zweck der Stiftung ist die Förderung und Bewahrung von Kunst und Kultur in Trier"; die Sparkasse Trier formuliert in ihrem Unternehmensporträt, sie fördere regelmäßig mit ihren beiden Stiftungen (?) das gesellschaftliche Leben in den Bereichen Kultur (?) und Bildung. Kunst und Kultur regen unter anderem zum Nachdenken, zur Auseinandersetzung an, insbesondere wenn ihre Themen gesellschaftliche Phänomene widerspiegeln; dies sollte eine Kulturstiftung unbedingt fördern. Mit ihrer Ablehnung verhindern die genannten Trierer Kulturstiftungen also - und dies nicht nur für junge Menschen - die sehr relevante Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Phänomenen und Prozessen, in denen unreflektiert geschwärmt, verehrt, imitiert und konsumiert wird. Selbstredend müssen die Stiftungsvorstände im Förderantrag präzise über die jeweiligen Vorhaben informiert werden; sie haben natürlich ebenfalls die Aufgabe, sich fehlende Informationen zu besorgen, um über einen Antrag zu entscheiden. Sollte dies der Fall sein, gilt es nachzuarbeiten und erneut zu entscheiden. Sollte die Ablehnung aufgrund der subjektiven Meinung zu den Ausstellungsobjekten zustande gekommen sein, wäre es schlicht beschämend. Der eigene Geschmack darf für einen Stiftungsvorstand selbstverständlich keine Rolle spielen. Und schließlich: Viele der regional und deutschlandweit bekannten Künstler der Ausstellung in der Tuchfabrik haben sich einen Namen gerade durch ihre hochwertige provokante Kunst gemacht. Marie-Therese Frigerio, Beßlich

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort