Landwirtschaft

Zur Berichterstattung über die Lage der Milchbauern in der Region (TV vom 18. Mai) diese Meinungen:

Ich kann es nicht mehr hören. Alle Jahre wieder das Gejammer der Milchbauern und ihrer Funktionäre über die Discounter und ihre Schnäppchenjäger-Kunden, die den Milchpreis kaputtmachen. Die Erkenntnis daraus erschöpft sich in der Forderung auf Unterstützung durch den Steuerzahler. Der Steuerzahler als Retter der Bauern, der Banken, der Energieriesen und so weiter. Der Steuerzahler als Retter der Nation. Eine grundlegende Reform ist nicht in Sicht. Dabei würde es sich anbieten, dass die Bauern ihr Produkt Milch bei Reduzierung von Flächen und Tierbestand endlich selbst vermarkten, in Form von unterschiedlichsten Molkereiprodukten durch Zusammenschließen in Genossenschaften, dezentral organisierten Molkereibetrieben, die regional unter eigenem Label nach ökologischen Standards eigene Fabrikation betreiben und den Vertrieb organisieren. Darin sehe ich eine große Chance für den Erhalt der Betriebe der Milchbauern und eine direkte Teilnahme an der Wertschöpfungskette bis zum Endprodukt. Sicherlich kann man dann auch über staatliche Hilfe in der Anschubphase diskutieren. Der Ausstieg aus dem umweltzerstörenden Giftkreislauf könnte so ganz nebenbei gelingen. Ich frage mich: Wieso hatten und haben wir in Rheinland-Pfalz eine grüne Landwirtschaftsministerin, und nichts ist in dieser Richtung geschehen?! Wenn nichts von Brüssel aus passiert, muss es von der Basis her bewegt werden. Und die Basis sind die Bauern und die Verbraucher. Winfried Herberich, Müllenbach Es ist eine Katastrophe, was sich nicht erst jetzt bei der Entwicklung der Milchpreise tut. Die Preise für ein Markenmineralwasser liegen über denen für einen Liter Milch. Und dennoch: Wer regelmäßig aufmerksam durch die ländliche, von der Milchwirtschaft geprägte Eifel fährt, der konnte bereits gegen Ende des Jahres 2014 durch die lichten Hecken der B 51 zahlreiche Mammut-Stallneubauten beobachten. Eigentlich wenig überraschend, dass es nun nach dem Fall der Quote - auch ohne den Wegfall des russischen Marktes - zu erneuten Überkapazitäten gekommen ist. Da beschleicht einen doch der Verdacht, dass dieses Überangebot wie so oft wieder einmal durch staatliche Fehlsteuerung maßgeblich mitzuverantworten ist. Wer aus Spaß einmal mit das Stichwort "Agrarinvestitionsförderung" googelt, wird umgehend auf die zahlreichen Seiten der diversen landwirtschaftlichen Ministerien und Lobbyisten geführt. Da wird gefördert, was das Zeug hält - aber eben auch etwas, was niemand braucht: Schweineställe, Hühnerställe, Rinderställe (bis 300 Stück Milchvieh) und so weiter. Eine wesentliche Fördervoraussetzung ist dabei ein positiver Einkommensteuerbescheid des Antragstellers. Zynisch könnte man fast vermuten, dass diese (Be)Förderungsprogramme auch noch diejenigen in den wirtschaftlichen Abgrund treiben sollen, die noch nicht bankrott sind. Die Landwirte sollten ihre Lobbyisten und Politiker zum Teufel jagen, statt ständig nach neuen Hilfen zu schreien. Wenn solche gewährt werden, hat selbst der subventionsskeptische Landwirt kaum eine andere Wahl als zu modernisieren und zu vergrößern. Nur durch Inanspruchnahme der Mittel kann er für sich wieder Wettbewerbsgleichheit schaffen - ein echter Teufelskreis! Joachim Sels, Ralingen

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