Leserbrief Kahlschlag zur Gewährleistung der Sicherheit von Verkehrsteilnehmern ist vollkommen unverhältnismäßig

Naturschutz

Zur Berichterstattung über die Baumfällungen an der A 602:

Es mag rein formell richtig sein, dass die Fällungen rechtlich nicht zu beanstanden sind und einzelne gerodete Flächen als nicht besonders schützenswert anzusehen sind, aber ich halte einen derartigen Kahlschlag zur Gewährleistung der Sicherheit der Verkehrsteilnehmer für vollkommen unverhältnismäßig. Nun kann wohl für viele Jahre ausgeschlossen werden, dass es zu Gefährdungssituationen kommt. Davon profitiert einzig die Autobahn GmbH, der im wortwörtlichen Falle eines Falles unangenehme Diskussionen um Verantwortung und Verantwortliche erspart bleiben.

Die in diesen Tagen immer noch entlang der A 602 ordentlich gestapelten Stämme sprechen da eine deutliche Sprache, krankes Holz sieht für mich anders aus. Dafür haben nun Mensch und Tier in den betroffenen Abschnitten die Konsequenzen zu tragen. Es gibt keinen Sicht- und Lärmschutz mehr, keine Rückzugsgebiete für diverse Tierarten und was sonst noch alles an negativen Auswirkungen mit dieser Maßnahme einhergeht.

Zwei Themen beschäftigen mich in diesem Zusammenhang:

Erstens:  Der Trend zur Risikovermeidung ist unverkennbar – wir haben in den vergangenen Wochen sichtbare Veränderungen in der Fastnachtskultur feststellen müssen, weil mittlerweile offenbar als Standard anzunehmen ist, dass eine Festhalle abbrennt und ein Umzug durch einen Amokfahrer gecrasht wird. Dass nach dem tödlichen Baumsturz von Trier vor einigen Jahren mit den bekannten persönlichen Konsequenzen für einen einzelnen Mitarbeiter der Stadt heute schneller zur Säge gegriffen wird als früher, überrascht da nicht.

Aber ist das der richtige Weg oder müssen wir nicht einfach ein gewisses Lebensrisiko in Kauf nehmen?

Zweitens: Der Klimawandel und seine Folgen verändern das Bewusstsein für die Natur sichtbar. Bei der Autobahn GmbH scheint dieser Prozess bestenfalls am Anfang zu stehen. Ich denke, dass hier ein Umdenken erforderlich ist. Wie wäre es zum Beispiel mit Ausgleichspflanzungen? Das nützt den betroffenen Menschen und Tieren in der Region zwar nicht, hätte aber zumindest einen einigermaßen positiven ökologischen Nebeneffekt.

Alexander Hilker, Schweich

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