Leserbrief Leerstände haben viele Ursachen

Bitburger Innenstadt

Zum Artikel „Bitburg baut auf Expertenhilfe für die Innenstadt“ (TV vom 14. Januar) meint Annerose Göbel aus Trier:

In Ihrem Artikel stellen Sie fest, dass viele Einzelhändler die coronabedingten Schließungen nicht verkraften, was sicher richtig ist, jedoch begann die Schließungswelle schon einige Jahre vor Corona, und so bedauerlich die aktuellen Schließungen sind, sollte man davon ausgehen, dass ein Geschäftsmodell, für das es einen Markt gibt, auch wieder nach der Krise seine Kunden finden wird.

Die Leerstände haben verschiedene Ursachen, zum Teil leiden die Händler an der Konkurrenz durch das Internet, wo die Artikel schneller, einfacher und oft auch günstiger zu finden sind.

Die Händler können beim Kunden nur durch das Einkaufserlebnis punkten. Dazu gehört, dass man die Innenstadt leicht und kostengünstig erreichen kann. Leider sind in letzter Zeit immer mehr Parkplätze in der Innenstadt abgebaut worden. Dies ist zwar aus ökologischen Gründen oder aus Gründen der „Stadtverschönerung“ verständlich, aber Bitburg hat einen Einzugsbereich, bei dem die wenigsten Kunden zu Fuß oder gar mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die Innenstadt kommen.

Das bedeutet leider zwangsläufig, dass eine Verknappung und Verteuerung der Parkplätze zu tendenziell weniger Besuchern führt, da man sich anderweitig orientiert. Es scheint daher vielversprechend, die Parkgebühren auf den Prüfstand zu stellen.

 Möglicherweise spielt auch ein geändertes Freizeitverhalten eine Rolle, da viele Menschen unter der Woche nicht die Zeit haben, stundenlang durch Geschäfte zu bummeln. Es bleibt oft nur der Samstag für einen Stadtbummel oder man orientiert sich direkt im Internet. Daher wäre ein Aufbau lokaler Online-Marktplätze oder eine Bündelung des Angebots auf der Plattform des Gewerbevereins in übergreifender Form, also auch für Nichtmitglieder , hilfreich.

Zum Einkaufserlebnis ist zu sagen, dass die vielen Neugestaltungen verschiedener Plätze leider nicht alle geglückt sind; so ist der Petersplatz „plattgemacht“ worden und bietet im Sommer kaum noch einen schattigen Ort zum Ausruhen, sondern nur noch Sitzplätze, die mit Gastronomie verbunden sind. Eine familienfreundliche Option wird das neu umgestaltete Maximinerwäldchen sein, das jedoch etwas weit von den Geschäften der Fußgängerzone entfernt ist.

Um die Innenstadt zu beleben, ist es sicher sinnvoll, alles, was sich nicht im Internet finden lässt, wie beispielsweise die Bauernmarkthalle, verstärkt zu fördern.  Andererseits wäre auch von Seiten der Händler etwas mehr Ansprache der Kunden von Nutzen, um diese mit Unterhaltung oder anderen „Extras“ in die Geschäfte zu locken.

Vor einigen Jahren erlebte ich bei einem mehrtägigen Aufenthalt in Heidelberg, dass die Kunden in zwei verschiedenen Geschäften kleine Aufmerksamkeiten erhielten, ohne dass dies in einer konzertierten Aktion gewesen wäre. Hier könnte das Stadtmarketing den Händlern eventuell verstärkt Anregungen geben, denn nicht jeder Händler ist ein Marketingfachmann.

 An den Leerständen wegen hoher Ladenmieten kann das Stadtmarketing nichts ändern.  Bei Gewerbeimmobilien wird bei Neuverträgen für eine längerfristige Mietdauer manchmal eine mietfreie Frist von drei  oder sechs  Monaten zwischen Mieter und Vermieter vereinbart. Jedoch weiß ich nicht, ob die Kommunen dabei finanzielle Unterstützung geben.

Auch sollte noch einmal das Konzept der Bit-Galerie hinterfragt werden. Was in Bitburg fehlt, sind stadtnahe Wohnungen. Eine größere Fläche an Wohnraum würde sicher sehr gut angenommen, und die Bewohner würden Leben in die Innenstadt bringen. Dagegen werden überdimensionierte Verkaufsflächen keine Gewerbesteuer einbringen, wenn die Geschäfte nicht laufen.

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