Leserbrief Fehleinschätzungen korrigieren

Biomüll

Zum Thema „Wie hält es die Politik mit Biomüll?“ (TV vom 3. Februar) schreibt Peter Ulfig aus Mehren:

Im Vulkaneifelkreis haben sich große Teile der Bevölkerung für die Beibehaltung der Biotonne ausgesprochen (etwa 11 000 Stimmen für Bürgerbegehren pro Biotonne). Etwa 40 Prozent der Haushalte hatten sie im Einsatz.

Über Jahrzehnte war man mit diesem System zufrieden und wollte keinen Wechsel. Aber dann kam der Zweckverband  ART mit seinem Versuchsmodell „Trier  Plus“ (Zentrale Containerlösung), das gegen großen Widerstand in der Bevölkerung eingeführt wurde.Das von den ART-Verantwortlichen angerichtete Chaos in der Einführungsphase des Containersystems hat die Gemüter im Vulkaneifelkreis stark erhitzt.

Es gab viel Streit, viel Tinte wurde verspritzt. Viele Diskussionen wurden geführt.Und was war im Endeffekt das Ergebnis aller Diskussionen? Im Kreistag Daun hat die Fraktion  der ART-Befürworter (CDU plus Grüne,  FWG und Landrat) letztlich die Containerlösung unbeirrt durchgesetzt. Die Grünen sahen sich dann genötigt, einen sehr feinen Kompromissvorschlag einzubringen, der von der Mehrheit wohlwollend angenommen wurde.

Demnach kann, wer will, die Biotonne behalten, aber nur gegen einen Mehrpreis von rund 111 Euro pro Jahr. Na bravo!Trotzdem haben etwa 2000 Haushalte dieses Angebot angenommen, vermutlich zähneknirschend. Andere haben wohl frustriert resigniert, womöglich mit einer Faust in der Tasche.

Welchen Eindruck hat diese etwa ein Jahr dauernde Prozedur bei den Wahlbürgern hinterlassen ?So wie die Politik es gehandhabt hat, kann man für ein Vorhaben keine Akzeptanz von den Wahlbürgern erwarten. So züchtet man im schlimmsten Fall „Wut-Bürger“.

Der Eindruck der Bürger war wohl: Wir werden nicht erst genommen, unser dokumentierter Wille wird missachtet, unsere guten nachvollziehbaren Argumente und unsere berechtigte Kritik bleiben unbeachtet. Man fühlte sich an der Nase herumgeführt und ausgetrickst nach alle Regeln der Kunst.

Die Art und Weise, wie ART-Verantwortliche und deren politische Unterstützer agiert haben, hat zuerst großen Unmut erzeugt, der dann später sicherlich bei vielen Bürgern auch in Zorn umgeschlagen ist.Eine erste Bürgerreaktion in diesem Zusammenhang hat es dann bei der Landratswahl im Vulkaneifelkreis gegeben. Der Amtsinhaber wurde völlig unerwartet ziemlich deutlich abgewählt.Die zweifellos vorhandenen Verdienste seiner Amtszeit haben ihn nicht davor bewahren können. Daran wird deutlich, wie verbreitet Frust und Zorn in der Bürgerschaft gewesen sein mussten.

Es ist eben nicht so, dass Wahlbürger immer nach einiger Zeit vergessen, wenn gegen Ihre Bedürfnisse, Interessen und Überzeugungen Politik gemacht wird. Man besinnt sich halt darauf, eine Wahlstimme zu haben.

Fehleinschätzungen wegen des Mangels an vorhandenen Fakten und aus sonstigen Gründen kommen in der Politik und auch sonst im Leben öfters vor, als man meinen sollte. Hut ab vor den Leuten, die Einsicht zeigen und ihre Einschätzung korrigieren können. Dagegen stellt sich eine zelebrierte „Durchsetzungsstärke“ an der falschen Stelle oft als kontraproduktiv heraus.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort