Leserbrief Das passt nicht in unsere Zeit

Westeifelbahn

Zum Kommentar „Jetzt muss mal Schluss sein“ (TV, 3. Februar) schreibt Stefan Backes aus Nimsreuland:

Das Schlimmste an dem Beitrag finde ich, dass der Eindruck erweckt wird, dass sich 20 Versprengte gegen den (vernünftigen) Rest der Welt stemmen wollen und „ihr Ding“ durchziehen. „Ihr Ding“ ist ein statthafter Rechtsbehelf in einem förmlichen Verwaltungsverfahren mit dem Ziel, für die Allgemeinheit einen bedeutenden und umweltfreundlichen Verkehrsträger zu schaffen. In der Vergangenheit haben sich die beteiligten Kommunen in die Nesseln gesetzt und sich durch den Kauf der Trasse in rechtliche Verpflichtungen hineinbegeben, die durch Falschberatungen, möglicherweise sogar aus ministerieller Richtung, entstanden sind.

Da die Trasse früher zweigleisig war, ist es möglich, Fahrradweg und Bahnstrecke auf dem gemeinsamen Planum zu realisieren und die wertvolle Bahn-Infrastruktur als Zukunftsoption zu erhalten. Für diese Kombilösung von Bahn und Radweg nebeneinander haben die Bahnbefürworter stets geworben.

Gegen diese Lösung haben die Kommunalvertreter das Argument angeführt, dass der Fahrradweg neben der Trasse wegen einiger Engpässe deutlich teurer ausfällt als die Radikallösung. In einem Fachgutachten von 2010 im Auftrag vom LBM Gerolstein wurden für diese Kombilösung Kosten von rund sieben Millionen Euro errechnet.

Jüngst gaben die Verantwortlichen zu, dass die von den Kommunen stets kompromisslos vorangetriebene Radikallösung 4,5 Millionen Euro kosten soll, aber nur als Schotterpiste und nicht als familienfreundlicher Radweg. Zudem wurde durch die zeitraubende Blockadehaltung der Kommunen die Chance verspielt, eine hundertprozentige Landes-Förderung des Projekts sicherzustellen.

Ob von Seiten der Kommunen von Anfang an mit unrealistischen Zahlen gearbeitet wurde, um den Kompromiss totzurechnen, oder ob man sich verrechnet hat, bleibt offen. Dass sie am längeren Hebel sitzen, haben sie ja mit dem Abriss der Eisenbahnbrücke in Lissingen gezeigt. Ein voll ausgebauter Fahrradweg könnte –  bei etwas mehr Einsicht und Gesprächsbereitschaft der Kommunen – schon seit über zehn Jahren fertiggestellt und in Nutzung sein, und das für drei Millionen  Euro weniger!

Die Schuld an diesem Desaster ist daher nicht bei den Bahnbefürwortern zu suchen, sondern bei den Kommunen und ihren Repräsentanten, die die Mehrkosten und über zehn Jahre Verzögerung zu verantworten haben.

Ich stimme Frau Glandien zu, dass es reicht, nämlich mit der Blockadehaltung der Kommunen. Ich rufe die  Vertreter der Kommunen entlang der Strecke daher erneut dazu auf, den Kompromiss zu suchen und die Bahnstrecke zu erhalten –  für die Verkehrswende, für den Umweltschutz und damit für die Zukunft unserer Kinder und unserer Region!

Der Staat selbst möchte die Fahrgastzahlen verdoppeln und mehr Güter auf die Schiene bringen (Industriegebiet Weinsheim mit Schienenanschluss). Auf der anderen Seite gibt es Fördertöpfe, um Infrastruktur zu zerstören und in Radwege umzuwandeln. Das alles passt nicht in die heutige Zeit des Klimawandels und Nachhaltigskeitsdenkens. Außerdem steht im Koalitionsvertrag von Rheinland-Pfalz: „Trassensicherung vor Entwidmung“.  

Dazu wird im TV (1.3.2020) der  Verkehrsexperte Heiner Monheim zitiert: „Für Monheim ist es zum Beispiel ,ein Unding’, dass Prüm von der Schiene abgeklemmt wurde.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort