Leserbrief Verschwörungserzählung mit antisemitischem Hintergrund

Querdenker-Prozess

Zum Artikel „Demo vor JVA für inhaftierte „Querdenkerin’“ (TV vom 26. Mai):

In dem Artikel über den Prozess gegen eine aus Hermeskeil stammende Medizinerin wird auch über ihre neuesten Beschuldigungen berichtet. Diese sollte man klar als gefährliche Verschwörungserzählung kennzeichnen, denn es wird die uralte antisemitische Erzählung vom Ritualmord an Kindern aufgewärmt. Da sich mit dem Schicksal von Kindern Menschen sehr stark emotionalisieren lassen, führte dies im Mittelalter immer wieder zu schlimmen Pogromen gegenüber den Juden.

Auch heute wird von Verschwörungsideologen wie der QAnon-Bewegung und eben auch der Hermeskeiler Medizinerin diese Betroffenheit beim Thema Kindesentführung ausgenutzt, um mit unbewiesenen Behauptungen gegen Politiker, Beamte und Andersdenkende zu hetzen. Auch auf den Trierer Querdenker-Demonstrationen tritt regelmäßig eine Vertreterin der QAnon-Bewegung auf und verbreitet Verschwörungserzählungen.

Welch gefährliche Wirkung solche „Fake News“ haben können, konnte man zuletzt in den USA beim gewalttätigen Sturm aufs Kapitol sehen, an dem die QAnon-Bewegung führend beteiligt war.

Der Trierische Volksfreund sollte deshalb auf die Darstellung solcher Verschwörungsideologien verzichten, da er ansonsten zu ihrer Verbreitung beiträgt. Eine neutrale und ausgewogene Berichterstattung findet da ihre Grenze, wo das Leben und die Würde von Menschen bedroht wird.

Die dramatische Radikalisierung einiger führender Querdenker, wie Attila Hildmann und Xavier Naidoo, die zuletzt massive Gewaltdrohungen ausgesprochen haben, sollte Alarmzeichen genug sein.

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