Leserbrief Die Mitschuld des Westens

Ukraine-Krieg

Zum  Artikel „Der Westen hat versagt!“ (TV vom 25. Februar):

Jetzt ist der Wahnsinn eingetreten, von dem wir nicht glaubten, dass er in Europa noch einmal möglich werden könnte. Der Wahnsinn, ausgelöst von einem eiskalten, narzisstischen Machtstrategen, der  über Leichen geht, um sein Ziel zu erreichen. Das alles hat Putin in den letzten Jahrzehnten ja schon hinlänglich bewiesen. Aber wie kam dieser Typ an die Macht? Boris Jelzin war es, der ihn in einem Überraschungscoup wenige Tage vor der Jahrtausendwende in den Sattel gehoben hat. Jelzin also der russische Hindenburg? Ein bisschen stimmt das Bild.

Denn Jelzin wusste sicher um die besonderen Qualitäten seines „Auserwählten“. Er, Jelzin selbst, war nämlich nicht in der Lage, das schlingernde russische Staatsschiff nach dem historischen Bruch von 1990 in ruhiges Fahrwasser zu führen. Der Westen hatte meines Erachtens zuvor Gorbatschow und damit ganz Russland im Moment dieser Schwäche über den Tisch gezogen und hat die Nato trotz gegenteiliger, schriftlich dokumentierter Absichtserklärungen nach Osten hin ausgedehnt. Das ist die Mitschuld des Westens am aktuellen Dilemma. Der „Spiegel“ berichtet in der Ausgabe 8/22, Seite 25 (auch auf „Spiegel online“) zumindest in einer Randnotiz über ein entsprechendes Dokument (Anm. der Red.: Der bis vor kurzem geheim gehaltene Vermerk berichtet von einem Treffen der politischen Direktoren der Außenministerien der USA, Großbritanniens, Frankreichs und Deutschlands am 6. März 1991. Die Teilnehmer stimmten überein, dass eine Nato-Mitgliedschaft der Osteuropäer „inakzeptabel“ sei). Allein Putin will das Rad der Geschichte jetzt mit Gewalt zurückdrehen, was natürlich in keiner Weise zu akzeptieren ist.

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