Leserbrief Lasst die Verben nie den „ung-Tod“ sterben!

Fußball

Zum Artikel „Heiß auf den Klassenerhalt“ (TV vom 24. Februar):

„Heiß auf den Klassenerhalt“ titelte der TV über Sonja Eichs Bericht zur Situation der B-Jugendfußballerinnen des Tus Issel. Mit der Wortwahl hätte er meinem alten Trarbacher Deutschlehrer eine große Freude gemacht: „Lasst die Verben nie den ,ung-Tod‘ sterben!“, pflegte er zu warnen, wenn die Schüler in ihren Texten mal wieder in den Verlautbarungsstil von Ämtern und Behörden fielen.

Der „Klassenerhalt“ hat sich mittlerweile bei den Sportreportern durchgesetzt, obwohl der „Erhalt“ ja laut Wahrigs Deutschem Wörterbuch aus der Kanzleisprache stammt und für „Empfang“ steht.

Anstelle von „erhalten“ könnte man da auch „bekommen“ oder „kriegen“ sagen, aber das ist hier ja nicht gemeint, sondern „erhalten“ im Sinne von „bewahren“, „konservieren“ oder „für weiteres Fortbestehen sorgen“. Die Fußballer wollen mit dem „Erhalt“ also eine Klasse nicht erringen oder bekommen, sondern die, die sie schon haben, bloß halten.

So könnte es dann ohne die Endsilbe „ung“ ja auch „Klassenbewahr“ heißen und nicht etwa „Klassenbekomm“ oder gar „Klassenkrieg“.

Die Eidgenossen sind in der Vermeidung beziehungsweise  im Vermeiden der Endung „ung“ viel weiter. Schon auf der Fahrt durch die Schweiz begegnen wir dem „Autobahnabzweig“ und dem „Wagenverlad“; nicht zu vergessen der Schweizer „Volksentscheid“, der hier wohl bekannteste Helvetismus in der gemeinsamen Sprache.

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