Leserbrief Keine Sprachpolizei erforderlich

Gendern

Zur Kolumne „Sp*innen und Sprachwahrer*innen“ (TV von Freitag, 8. April):

Wer ist Matthias Berger? Gut, dass der Trierische Volksfreund darauf eine Antwort gibt. Mir ist der Mann, obwohl ich ihn überhaupt nicht kenne, sympathisch, weil er als Bürgermeister der sächsischen Stadt Grimma mit dem Genderwahn, der inzwischen in vielen Kommunen und Städten Deutschlands Einzug in die Amtssprache gehalten hat, aufräumt, indem er das Gendern in öffentlichen Verlautbarungen erst gar nicht zulässt.

Ich selbst stamme aus Bonn, wo seit Januar 2021 eine Koalition aus Grüne, SPD, Linke und Volt unter der grünen Oberbürgermeisterin Katja Dörner den Stadtrat bildet. Dieser politische Mix ähnlich gesinnter Couleur bemächtigt sich seitdem der deutschen Sprache insofern, als er (der Mix) Begriffe, die männlich konnotiert sind sowohl durch die Endung -er als auch dem generischen Maskulin zugeordnet werden, in der Amtssprache durch gegenderte Formen ersetzt.

So fällt unter dieses Hackbeil zum Beispiel das Indefinitpronomen jeder, das durch den Plural alle ersetzt wurde. Der Kabarettist Volker Pispers sagte einmal: „Beim Lotto kann jeder Millionär werden, aber nicht alle.“ Nach der Logik der Bonner „Traubenkoalition“ (Koalition zwischen Bündnis 90/Die Grünen, der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), Die Linke und Volt Deutschland, Anm. der Redaktion) hieße das dann: Beim Lotto können alle Millionär werden, aber nicht alle. Jetzt weißte Bescheid! Welch Paradoxie oder vielleicht doch hochsophistische Dialektik? Aber damit nicht genug. Man hat ja auch die Diversen und Menschen mit Behinderung im Blick.

So erwägt man, wie ich hörte, zum Beispiel den Begriff Notausgang zu ersetzen durch einen anderen Begriff, der das Morphem –gang ersetzt, da Rollstuhlfahrer ja nicht gehen können. O sancta simplicitas! Wie weit wird diese Absurdität noch getrieben? Dass sich Sprache ständig entwickelt, weiß jedermann (!), aber sie sollte nicht von oben par ordre du mufti oktroyiert werden. Neben der gesellschaftlich notwendigen Institution Polizei brauchen wir nicht auch noch eine Sprachpolizei.

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