Leserbrief Auf ein Scheinproblem kann es keine Antwort geben

Glaube

Zum Artikel „Wo ist Gott, wenn Krieg herrscht?“ (TV, 16. April): 

Warum lässt ein liebender Gott so viel Leid und Krieg zu? Warum lässt er Verbrecher und Gulags unangetastet, aber kleine Kinder schon an Krebs sterben? Solche Fragen bewegen Theologen seit Jahrtausenden. Und die besseren unter ihnen gestehen ein, dass sie darauf keine Antwort haben, die über billigen Trost, Jenseitsflucht oder Käßmann-Phrasen, wir seien „alle dennoch in Gottes Hand“, hinausgehen.

Dabei ist die Antwort auf dieses Problem (das Theodizee-Problem) so einfach. Denn wenn man einfach einmal annimmt, es gäbe gar keinen (liebenden) Gott, dann löst sich das Problem schlicht im Nichts auf. Es ist ein Scheinproblem. Und auf ein Scheinproblem kann es eben keine Antwort geben. Oder nur eine Schein-Antwort.

Die Theologie, die sich ja sogar als Wissenschaft verstehen will und an Universitäten vertreten ist, hantiert aus meiner Sicht mit einer ganzen Fülle von Scheinproblemen, die sie alle eben deshalb nicht lösen kann, weil einfach die Prämisse (es gäbe einen Gott, der sich irgendwie um die Welt kümmere) völlig unbrauchbar ist.

Ein bei Verbrechen nur zuschauender Gott ist dabei vielleicht ihr augenfälligstes Problem, weil Gläubige ständig darauf stoßen müssen. Dabei wäre die Lösung aus meiner Sicht doch so einfach: die Welt vernünftig betrachten und eben nicht durch die rosaroten Brillen irgendwelcher Religionen.

Eine vernünftige und säkulare Weltsicht löst meiner Meinung nach fast alle Probleme, mit denen sich Theologie und Kirche vergeblich herumschlagen. Alle könnten von einem solchen Erkenntnisgewinn profitieren. Aber die Gläubigen kauen lieber weiter auf ihren Scheinproblemen herum.

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