Leserbrief Zeitenwende

Ukraine-Krieg

Zum Leitartikel „Ein Dokument moralischer Erbärmlichkeit“ (TV, 2. Mai):

So schnell kann‘s gehen. Vor kurzem noch gefeierter Medienstar, angesehener Wissenschaftler oder geschätzte Persönlichkeit des öffentlichen Lebens und dann: ein moralisch Erbärmlicher. Man reibt sich die Augen. Was haben sie getan – Schwarzer, Nuhr, Mey, Polt, Yogeshwar und der Rest des erbärmlichen Haufens? Haben sie Kinder missbraucht, ihre Eltern erschlagen oder sonstige verwerfliche Handlungen begangen? Nein, sie haben eine andere Meinung zum Kriegsgeschehen in der Ukraine gehabt.  Inwiefern anders? Haben sie Putin zugejubelt, den Krieg gutgeheißen oder die Opfer in der Ukraine verunglimpft? Nein, all das haben sie nicht getan. Ihre „erbärmliche Tat“ bestand darin, dass sie dem vom Volk gewählten Bundeskanzler in seiner zurückhaltenden Politik den Rücken stärken wollten. Sie wollten eine weitere Eskalation des Kriegs vermeiden. Sie hielten es für vernünftig, keine weiteren schweren Waffen in die Ukraine zu schicken.  Erinnern wir uns: Vor wenigen Wochen war es auch noch die Haltung der Bundesregierung, keine tödlichen Waffen in Spannungsgebiete zu liefern. Wieso ist heute moralisch erbärmlich, was vor wenigen Wochen noch jahrzehntelanger deutscher Grundsatz war? Man kann sicherlich darüber diskutieren, ob der Vorschlag der 28 sinnvoll ist. Doch offensichtlich geht das schon nicht mehr, ohne sich den Vorwurf moralischer Verkommenheit einzuhandeln.

Was ist aus der Meinungsfreiheit in diesem Land geworden, wohin treibt unsere Gesellschaft? Eine moralisch erbärmliche.

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