Leserbrief Der Waffennarr ist tot

(Bild-)Sprache

Zur Karikatur von Roland Grundheber (TV vom 4. Juni) und zum Artikel „Großeinsatz in Saarbrücken: Waffennarr tot, Polizist verletzt“ (TV vom 4. Juni):

Zwei Gedanken zur (Bild-) Sprache in der Pfingstausgabe des Volksfreund: Einmal stellt Karikaturist Roland Grundheber Wladimir Putin als gefräßige Ratte dar (Seite 33). Der russische Despot ist ohne Zweifel einer der größten Verbrecher der Zeitgeschichte. Aber die Darstellung von Menschen als Ratten verbietet sich meiner Meinung nach spätestens seit der Verwendung dieses Bildes für die Juden während des deutschen Faschismus.

Auf Seite 1 lesen wir in einer Überschrift: „Großeinsatz in Saarbrücken: Waffennarr tot, Polizist verletzt“. Einmal gehört das Wort „Waffennarr“ – wie etwa das Wort „Familiendrama“ für die gezielte Tötung von Frauen und Mädchen (Femizid)  – zur Kategorie der verharmlosenden Begriffe. Angesichts zunehmender Waffenfunde im rechtsextremen Spektrum verbietet es sich, abwiegelnd von „Waffennarren“ zu sprechen.

Zudem spricht aus der Überschrift eine ziemliche Gefühlskälte: Auch der Saarbrücker „Waffennarr“ war ein Mensch, angesichts dessen Todes man andere Worte finden sollte.

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