Leserbrief Dem Patienten den Glauben an jegliche Hilfe vermitteln, die er benötigt

Medizin

Zum Artikel „Hilfe für Überbringer schlechter Nachrichten“ (TV vom 11./12. Juni):

Großes Lob gebührt all denen, die sich dieses schwierigen Themas angenommen haben. Auch wenn alles inszeniert war, spiegelt es doch den Ernst der Situation wider. Gleich zu Beginn des Artikels wird einem 45- jährigen Patienten eine ungünstige Prognose seines Krankheitsverlaufs vermittelt – und, kaum zu glauben, dass er höchstens noch ein Jahr zu leben habe.

Selbst wenn Statistik und Erfahrung in vielen Fällen dafür sprechen, sollte man sich unbedingt mit Zeitangaben des Todes zurückhalten, auch wenn der Patient in seiner Not danach fragt. Zudem sind medizinische Fachausdrücke nur dort angebracht, wo sie auch verstanden werden.

Allein die zum Tod führende Diagnose erschüttert die Seele des Patienten bis aufs Äußerste. Den Zeitpunkt vom Ende seines Lebens zu prophezeien, würde ihm den letzten Funken Hoffnung rauben. Zudem lehrt uns die andere Erfahrung, dass Patienten trotz Metastasen manchmal länger leben, als ihnen vorausgesagt wurde. Denn jeder Mensch mit Körper, Geist und Seele ist ein Unikat. Auch aus christlicher Sicht bedeutet für mich derartige Vorhersage eine Anmaßung.

Um noch einmal auf den Leitsatz des Artikels zu kommen, wäre das „Wie“ der Überbringung schlechter Nachrichten ehrlich und wahrheitsträchtig, würde man gedanklich einen Rollentausch vornehmen. Von größter Wichtigkeit aus meiner Sicht: Dem Patienten den Glauben an jegliche Hilfe zu vermitteln, die er in seiner letzten Lebensphase benötigt.

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