Leserbrief Der Missbrauchsskandal kann aber nur in vollständiger Unabhängigkeit von kirchlichen Institutionen aufgeklärt werden

Missbrauchsskandal

Zu: „Nach Vertuschungsvorwürfen: Wird auch die Trierer Bischofsgruft geschlossen?“ (TV vom 21. Juni):

Im TV vom 21. Juni 2022 wird auf Seite 2 umfangreich über das neu erstellte Gutachten zum Missbrauchsskandal im Bistum Münster berichtet. Dort hat ein fünfköpfiges Team, bestehend aus drei Lehrstuhlinhabern und zwei Assistenten, in über zweijähriger Arbeit den Missbrauch im Bistum Münster erforscht. In Trier ist zur Aufklärung des sexuellen Missbrauchs vom Bistum eine Kommission berufen worden. Sprecher ist Prof. Gerhard Robbers. Die Kommission hat sieben Mitglieder und tagt einmal monatlich.

Meines Erachtens ist die Kommission zur Aufklärung des Missbrauchs im Bistum Trier nicht geeignet. Zwar ist mit Prof. Robbers, den ich persönlich schätze, eine integre und qualifizierte Persönlichkeit als Sprecher berufen worden. Die Kommission ist aber aus meiner Sicht sachlich nicht in der Lage, die notwendige Aufklärung zu leisten.

Hierzu muss man tief in den Kosmos der katholischen Kirche eindringen, um die ‚Wahrheit ans Licht zu bringen‘. In Münster wurden etwa 600 Opfer befragt und etwa 5700 Einzeltaten untersucht. Rund 1000 Einzelakten waren Gegenstand des Gutachtens, die teilweise über 100 Blätter umfassten. Eine vergleichbare Tätigkeit kann die Kommission in Trier nicht leisten. Erforderlich ist die Beleuchtung der sozialen, strukturellen und systematischen Zusammenhänge des Missbrauchs.

Die Kommission ist von Herrn Ackermann berufen worden, der als Priester und Bischof Teil der Organisation ist, aus der die Missbrauchstäter kommen. Der Missbrauchsskandal kann aber nur in vollständiger Unabhängigkeit von kirchlichen Institutionen aufgeklärt werden. Harmoniezwang ist nicht angezeigt.

Prof. Robbers hat eingeräumt, dass die Kommission nicht jede Akte einsehen und auch keine Studien oder Detailarbeiten leisten könne. Es sollen daher spezielle Universitätsuntersuchungen in Auftrag gegeben werden.

Dies „verzettelt“ und verzögert eine sachgemäße Aufklärung über viele Jahre. Zudem werden die Universitätsgutachten vom Bistum Trier bezahlt; dies erweckt Zweifel an einer unabhängigen Aufklärung. Insgesamt ist die Kommission aus meiner Sicht für die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals im Bistum Trier ungeeignet.

Es handelt sich um eine von Herrn Ackermann inszenierte „Missgeburt“.

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